Drei Dinge, die man über 1. und 2. Samuel wissen sollte
Juni 20, 2024
Drei Dinge, die man über 1. und 2. Samuel wissen sollte
Juni 20, 2024

Drei Dinge, die man über 1. und 2. Könige wissen sollte

1. Das Buch der Könige wurde zur Zeit der Verbannung geschrieben, um zu erklären, warum sich Israel und Juda im Exil befanden

In der hebräischen Bibel ist das Buch der Könige – bestehend aus 1. und 2. Könige – das letzte Buch der frühen Propheten (Josua, Richter, Samuel und Könige). In diesen Büchern wird die Geschichte Israels von der Ankunft in dem von Gott verheißenen Land bis zu seiner Vertreibung aus diesem Land während der assyrischen und babylonischen Gefangenschaft erzählt. Das Buch der Könige kann in seiner endgültigen Fassung frühestens nach der Entlassung König Jojachins aus dem Gefängnis im Jahr 561 v.Chr. verfasst worden sein (vgl. 2Kön 25,27).  Da die Rückkehr aus dem Exil nicht erwähnt wird, wurde es wahrscheinlich irgendwann in der zweiten Hälfte des babylonischen Exils verfasst.

Das Buch der Könige ist theologische Geschichtsschreibung, in der erklärt wird, warum Gott sein Volk an fremde Völker ausgeliefert hat. Der Grund dafür wird immer wieder genannt: Seit der Teilung des Reiches nach der Herrschaft Salomos taten das Volk Gottes und seine Herrscher, „was böse war in den Augen des Herrn und sie reizten ihn zur Eifersucht durch ihre Sünden, die sie begingen“ (1Kön 14,22). Selbst wenn gelegentlich ein gottesfürchtiger König herrschte, setzten seine Nachkommen den geistlichen Niedergang Israels/Judas fort. Der ausführliche theologische Kommentar in 2. Könige 17,7–23 fasst die Botschaft des gesamten Buches zusammen:

„Und dies geschah deshalb, weil die Kinder Israels gesündigt hatten gegen den Herrn, ihren Gott, der sie aus dem Land Ägypten geführt hatte, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten, und weil sie andere Götter fürchteten und weil sie nach den Satzungen der Heidenvölker wandelten, die der Herr vor den Kindern Israels vertrieben hatte, und nach [den Satzungen] der Könige von Israel, die diese gemacht hatten.“ (2Kön 17,7–8)

Im Buch der Könige gibt es keine ausdrücklichen Verheißungen oder Prophezeiungen einer Rückkehr aus dem Exil, doch die Freilassung Jojachins am Ende des Buches lässt auf einen guten Ausgang hoffen. Wie wir in 5. Mose 4,25–31 und in den Prophetenbüchern lesen, tritt dieser tatsächlich ein – ein für alle Mal mit dem Kommen des höchsten Sohnes des großen Königs Davids, Jesus Christus, der für immer auf Davids Thron sitzt.

2. In den Büchern der Könige geht es nicht nur um Könige, sondern auch um Propheten

Der Aufstieg der israelitischen Monarchie führte dazu, dass auch das Amt des Propheten eine Blütezeit erlebte – und das aus gutem Grund: Rebellische Könige mussten Gottes warnendes Wort hören und gottesfürchtige Könige brauchten sein ermutigendes Wort. Im Verlauf der Geschichte der Könige sagen verschiedene Propheten die Zukunft voraus und geben Ratschläge, Anweisungen und Warnungen, um die israelitischen Herrscher (und den Leser) daran zu erinnern, dass Gottes Wort die höchste Autorität und Macht in Israel hat.

Viele namentlich genannte und namenlose Propheten spielen eine wichtige Rolle in der Erzählung, aber Elia und Elisa sind die bedeutendsten. Sie wurden von Gott zur Zeit der Herrschaft Ahabs (Israels dunkelster Zeit des Abfalls) berufen, um insbesondere das Nordreich zur Rückkehr zu Gott und seinem Wort aufzufordern. Diese beiden gottesfürchtigen und mutigen Männer waren die Anführer der „Söhne der Propheten“, die sich erstmals während des prophetischen Dienstes von Samuel versammelten. Die Aussagen und Wunder von Elia und Elisa sind ein Vorschatten auf das Wirken Jesu in Wort und Tat, auf den Propheten, der größer ist als Mose, wie er in 5. Mose 18 angekündigt wird.

3. Elia war kein ängstlicher, selbstmitleidiger Prophet in 1. Könige 19

Viele Ausleger sehen Elia in diesem Kapitel als einen jammernden Feigling, der ängstlich und ungläubig vor Isebel flieht, um seine selbstbezogenen Klagen vor dem Herrn auszuschütten. Aber die Erklärung von Paulus zu Elias Worten weist uns in eine andere Richtung: „Er [tritt] vor Gott gegen Israel auf“ (Röm 11,2). Die Auslegung, dass Elia ungläubig geflohen sei, ist nach Ansicht des Kommentators Dr. Dale Ralph Davis aus mehreren Gründen verwerflich.1

  1. Obwohl der hebräische Text in 1. Könige 19,3 auch als „und er fürchtete sich“ verstanden werden kann, lautet der traditionelle hebräische Text „und er sah“. Die zweite Lesart erklärt die erste am besten. Elia sah – und erkannte –, dass der Sieg über die Baalspropheten auf dem Berg Karmel (vgl. 1Kön 18,17–40) nichts bewirkt hatte: Die Baal-Anbeterin Isebel hatte in Israel immer noch das Sagen. Also machte sich Elia auf den Weg, um sich und Israels Situation Gott anzuvertrauen.
  2. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass Elias Route nicht Ausdruck von Panik oder Pflichtvergessenheit war, sondern zielgerichtet und geplant. Im Königreich Juda wäre er sicher gewesen, stattdessen ging er bis nach Beerscheba, das hundert Meilen südlich von Jesreel liegt. Von dort aus reiste er noch eine weitere Tagesreise in die Wüste hinein (vgl. 1Kön 19,3–4). Gottes Engel forderte ihn auf, zu essen und sich für einen noch längeren Weg zu stärken (vgl. 1Kön 19,7). Das Ziel war der Berg Horeb, wo Gott ihm begegnen wollte.
  3. Die Parallelen zu Mose lassen uns die Worte Elias so verstehen, wie Paulus es tat. Mose empfing die Zehn Gebote zuerst am Berg Horeb/Sinai. Während er vierzig Tage und Nächte fastete, übertrat Israel das zweite Gebot und wurde erst verschont, als Gott Moses Fürsprache und Erinnerung an seinen Bund erhörte. Die Untreue Israels gegenüber dem Bund mit Gott war zu Elias Zeiten noch ungeheuerlicher. Sie beteten die unterschiedlichsten Götter an. Elia sprach zu Gott nicht als Fürsprecher, sondern als Anwalt des Bundes, der die Beweise für die Anklage vorlegte.

Anstatt vor Angst zu zittern oder in Selbstmitleid zu versinken, reiste Elia als Prophet mit einem gebrochenen Herzen zum Horeb und seufzte vor Enttäuschung über Israels unbußfertiges, hartes Herz.

Gott tadelte ihn nicht dafür, dass er zum Berg Horeb gekommen war, sondern trat mitfühlend und gerecht an die Seite seines verzagten Dieners, um ihm zuzuhören, wie er eine Anklage gegen Israel wegen des gebrochenen Bundes erhob. Der Herr ermutigte seinen Propheten mit Worten des Gerichts und der Hoffnung und gab ihm eine neue Ausrichtung für seinen Dienst. Damit begann ein neues Kapitel.


Dieser Artikel wurde ursprünglich auf der Seite von Ligonier veröffentlicht.

Caleb Cangelosi
Caleb Cangelosi
Caleb Cangelosi ist leitender Pastor der Pear Orchard Presbyterian Church in Ridgeland, Mississippi (USA), und Gründer von Log College Press.