Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen
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Hundebesitzer kommen mitunter in den Genuss, zu beobachten, wie ihr Haustier auf ungewohnte Geräusche reagiert. Es ist fast unmöglich, nicht zu lachen, wenn man sieht, wie ein Hund den Kopf zur Seite neigt und mit Verwirrung und Neugier in den Augen auf etwas starrt. Diese fremden Geräusche können einen Hund regelrecht packen und seine volle Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Wenn ich die Geschichten aus den Evangelien lese, habe ich immer eine Zuhörermenge vor Augen, die auf gleiche Weise fasziniert und neugierig reagiert, wenn Jesus ihnen das Wort Gottes erklärt. In einem der bekanntesten Teile der Bibel, der „Bergpredigt“, spricht Jesus über eine Handvoll Bibelverse, mit denen seine Zuhörer sehr vertraut waren. Doch dann weicht er vom vermeintlichen Drehbuch ab und beginnt damit, diese Verse tiefergehend zu erklären und Schlussfolgerungen für sie zu ziehen. An diesem Punkt stelle ich mir dann vor, wie das angesprochene Publikum vor Neugier den Kopf zur Seite neigt. Dies war etwas, das sie so noch nie gehört hatten. Der König befand sich unter ihnen, sprach über sein Wort und legte seine Anforderungen an diejenigen offen, die ihm folgen würden.
Besonders verblüffend ist dabei seine Sicht auf Vergebung. Jesus sagt:
„Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe!“ (Matthäus 5, 24–25)
Als Jünger Jesu muss sich unser gesamtes Leben am Reich Gottes orientieren. Daher muss alles, was die Herrlichkeit Gottes abschwächt, sie verzerrt oder ihr widerspricht, dringend aus dem Weg geräumt werden. In diesem Text geht es um Vergebung im Kontext der Bundesgemeinschaft. Es ist auch wichtig zu beachten, dass diese Ermahnung demjenigen gilt, der dem anderen Unrecht getan hat, und nicht der verletzten Person. Wie sollen wir uns in solch einer Situation verhalten? Wir sollen hingehen und uns mit unserem Bruder versöhnen. Versöhnen heißt Frieden schließen. Jesus befiehlt seinen Nachfolgern, sich das zur persönlichen Aufgabe zu machen. Wir sollen uns in den Beziehungen zu unseren Glaubensgeschwistern aktiv um Frieden bemühen, vor allem, wenn sich diese von uns verletzt fühlen.
Lasst uns einen näheren Blick darauf werfen, warum wir eine demütige Herzenseinstellung haben und uns um Vergebung bemühen sollen.
Vergebung hat Priorität
Jesus unterstreicht seinen ursprünglichen Befehl noch einmal, indem er Versöhnung ganz oben auf unsere To-Do-Liste setzt. Er sagt, dass auch wenn wir gerade etwas sehr Wichtiges und Gutes für ihn tun, wir trotzdem damit aufhören und stattdessen noch etwas viel Wichtigeres tun sollten, nämlich uns mit unseren Geschwistern zu versöhnen. Das ist eine ganz neue Sicht auf die Dinge. Denn wenn wir ehrlich sind, ist unser erster Gedanke wahrscheinlich, die Versöhnung aufzuschieben und uns voll der Anbetung zu widmen. Doch Jesus dreht das Ganze um und ordnet unser Handeln gemäß seinen Prioritäten neu. Gottes Wort führt uns dazu, das zu wollen, was Gott will, und das als wichtig zu erachten, was ihm wichtig ist. Und wie wir sehen können, liegt Gott die Versöhnung seiner Gemeinde sehr am Herzen.
Vergebung ist wichtig
Wenn wir das Christentum auf seine wichtigsten Kernelemente reduzieren würden, welche wären das? Wahrscheinlich stünde das Gebet ganz oben, gefolgt vom Lesen der Bibel, dem Abendmahl und dem Gottesdienst. Außerdem würden wir wahrscheinlich noch das gegenseitige Dienen, Evangelisation und die Veränderung in Gottes Bild mit einschließen. Doch wie weit oben würden wir Vergebung platzieren? Für Jesus hat sie eine sehr hohe Priorität. Tatsächlich scheint Vergebung sehr eng mit unserem eigenen Verständnis und der praktischen Anwendung des Evangeliums verbunden zu sein. Denn wie können wir erwarten, dass Gott unsere Anbetung wohlgefällt, wenn unsere Herzen und Hände mit der Sünde an unseren Glaubensgeschwistern beschmutzt sind? Jesus möchte damit scheinbar sagen, dass all unsere religiösen Werke, so gut sie auch sein mögen, vor Gott nichts wert sind, wenn wir Konflikte oder persönliche Sünden gegen andere Brüder und Schwestern in Christus ignorieren. Es ist wichtig nach der Vergebung zu streben, die durch Versöhnung entsteht; das hat höchste Priorität.
Vergebung ist wertvoll
Wir haben alle schon erlebt, wie viel Schmerz ungelöste Konflikte verursachen können. Wie Ungeziefer an der Ernte nagt es an der Wurzel unserer Freude. Christen, die eine durch die Liebe besiegelte Nähe miteinander genießen sollten, werden durch die Taktiken dieser sündhaften Welt davon abgehalten. Daraus folgt, dass wir uns erst emotional und dann körperlich voneinander distanzieren. Versöhnung ist essentiell. Doch was passiert, wenn der Frieden erreicht ist? Stell dir einen Bruder vor, der gesündigt hat und jetzt zu einem anderen Bruder im Geiste geht und demütig seine Sünde eingesteht, der mit Reue, Tränen in den Augen und Jesus im Herzen um Vergebung bittet. Nachdem sie über die Sünde gesprochen haben, kehrt Vergebung ein. Die Angelegenheit wird geklärt, Versöhnung wird erreicht und die Gnade Christi angewendet. Während des Abendmahls schauen sich diese Brüder an, schließen die Augen und lächeln. Alles ist geklärt. Vergebung ist so wertvoll. Diese neu entfachte Beziehung ist wie ein frischer Blumenstrauß aus Gnade, ein herrlicher Duft aus einer anderen Welt.
Vergebung ist kostspielig
Wenn wir ehrlich sind, dann ist Vergebung leichter gesagt als getan. Es ist unangenehm, sich zu demütigen und um Versöhnung zu bemühen. Es stimmt, es kostet uns unseren Stolz und wir opfern Bequemlichkeit. Aber Freunde, bedeutet Jesus nachzufolgen nicht genau das (Lk 9,23)? Schließlich ist es Christus, der den höchsten Preis bezahlt hat, um unsere Vergebung zu sichern. Unser Herr hat nicht gesündigt, doch er kam, um für die Menschen zu leben und zu sterben, die in Sünde lebten. Und warum tat er das? Um uns mit seinem Vater zu versöhnen (Kol 1,21–22). Wenn du die Worte Jesu in Matthäus 5 liest, lies sie im Angesicht des Kreuzes aus Matthäus 27. Jesus weiß, wie kostspielig Vergebung ist; er hat sie für uns erreicht. Lasst uns das nie vergessen.
Dieser Artikel wurde ursprünglich in der Zeitschrift Tabletalk veröffentlicht.