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Mai 4, 2023Die Geschichte von Ligonier Ministries
Auf einem Denkmal im Point State Park der Stadt Pittsburgh findet man die Inschrift „Ein Ort internationaler Bedeutung“. Dieser Ort, Three Rivers, spielte in der Kolonialzeit eine wichtige Rolle, auch wenn in den 1750ern wahrscheinlich nur wenige die große Bedeutung der Ereignisse erkannten, die sich hier abspielten. Doch deren Auswirkungen waren gewaltig und überdauerten Jahrhunderte. Dieser Ort von internationaler Bedeutung lag zehn Meilen nordwestlich des Elternhauses von R.C. Sproul und Vesta (Voorhis) Sproul.
Vor August 1971: Wie alles begann
R.C. hatte viele schöne Erinnerungen an sein geliebtes Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania. Dieser Ort prägte ihn, was man – auch Jahrzehnte nachdem er weggezogen war – noch an seinem Akzent hören konnte. Pittsburgh war nicht nur ein wichtiger Standort der Stahlindustrie und damit die Stadt des Stahls, sondern auch die Stadt der Presbyterianer. In den 1950er- und 60er-Jahren handelte es sich dabei jedoch um einen Presbyterianismus ohne konfessionelle Hingabe oder lehrmäßige Überzeugung. R.C. besuchte eine presbyterianische Kirche, ein presbyterianisches College und ein presbyterianisches Seminar, die alle offenkundig liberal waren. Dieser Umstand lehrte R.C. zwei fundamentale Dinge: Erstens empfand er, als er schließlich die Wahrheit des Evangeliums hörte, eine überwältigende Dankbarkeit für die Gnade und Freundlichkeit Gottes und ein leidenschaftliches Verlangen, den dreieinigen Gott des Evangeliums kennenzulernen, ihm zu dienen und ihn anzubeten. Diese Dankbarkeit und Leidenschaft prägten sein ganzes Leben; sie waren der Antrieb für ihn und den von ihm gegründeten Dienst. Zweitens schärfte sein von Irrtümern geprägtes Umfeld seine apologetischen Fähigkeiten. R.C. war ein guter Redner, doch er war auch Apologet. Er sprach davon, dass der Auftrag von Ligonier nicht nur darin bestand, die Wahrheit zu lehren und zu verkünden, sondern sie auch zu verteidigen und für sie zu kämpfen. R.C. kannte die verheerende Auswirkung falscher Lehren aus erster Hand.
R.C.’s Liebe und Leidenschaft für das Wahre, das Gute und das Schöne – und sein Wunsch, dafür zu kämpfen – bildeten einen der Grundpfeiler für Ligonier. Ein anderer Grundpfeiler betraf die Botschaft. Als R.C. zum ersten Mal als Christ die Bibel las, wurde ihm klar, dass Gott ein Gott ist, dem es ernst ist. Während so viele in der Gesellschaft und in der Kirche eine oberflächliche Sicht auf das Wesen Gottes hatten, drängte es R.C. wie den Propheten Jesaja vor dem strahlenden Glanz der Heiligkeit Gottes auf die Knie. Die Heiligkeit Gottes in ihrer ganzen Fülle war nicht nur das Fundament für Ligonier; sie durchdringt alles, was das Werk in den letzten fünfzig Jahren getan hat, und sie bleibt der Polarstern, nach dem sich der Dienst ausrichtet.
Nachdem die Mission und die Botschaft feststanden, benötigte Ligonier nur noch eines: eine Zielgruppe. Im Alter von dreißig Jahren war R.C. als Professor an einem theologischen Seminar an der Spitze seiner Karriere – und er langweilte sich. Nebenbei unterrichtete er Kurse und Seminare in seiner Gemeinde, wo er Menschen vorfand, die nicht nach Milch, sondern nach fester Speise aus dem Wort Gottes hungerten. Lehrer und Zuhörer beflügelten einander: Je hungriger die Teilnehmer waren, desto begeisterter war R.C. sie zu lehren, was sie wiederum dazu veranlasste, wiederzukommen und mehr zu lernen.
1971–1984
Nachdem das Fundament gelegt war, führte Gott zwei Dinge zusammen, um das Werk aufzubauen. Auf der einen Seite waren es R.C., Vesta (die von Anfang an involviert war) und die Familie Sproul. Auf der anderen Seite war es Dora Hillman, die Witwe eines Industriellen aus Pittsburgh. Sie lebte im Ligonier Valley, einem Tal im westlichen Pennsylvania. In der Nähe ihres Hauses stand ein 21 Hektar großes Grundstück zum Verkauf. Dora Hillman kaufte es und baute darauf ein Haus für die Sprouls, das ihnen als Wohnhaus, Vorlesungssaal, Speisesaal für die Studenten und als Büro für das Ligonier Valley Study Center diente.
R.C. bereitete dort Vorlesungen vor, hielt sie und veranstaltete die legendären Fragestunden am Montagabend. Bücher wurden geschrieben und Vortragsreihen auf Audiokassetten aufgenommen. Im Jahr 1975 erschien die erste Vortragsreihe auf Video. Mit seiner Piloten-Sonnenbrille und einem Outfit, das eindeutig den 1970er-Jahren entstammte, nahm R.C. Die Heiligkeit Gottes auf. Zu dieser Zeit gab es nichts Vergleichbares. Er hatte eine Kreidetafel, ein Rednerpult, viel Leidenschaft, eine Botschaft und ein Publikum. Für die christliche Erwachsenenbildung waren diese frühen Jahre des Studienzentrums im Ligonier Valley bahnbrechend.
Damals jedoch dachten R.C. und Vesta nicht so über das Werk. Sie waren einfach nur treu und gehorsam in dem, wozu Gott sie berufen hatte. Während sie treu ihren Dienst taten, segnete Gott das Studienzentrum mit Frucht. Bob Ingram, später Präsident von Ligonier und Herausgeber der Zeitschrift Tabletalk (1988–1992), erinnert sich an die Fahrten zum Studienzentrum, das Auto stets voll besetzt mit einer Gruppe von jungen Erwachsenen. Er bringt es auf den Punkt: „Das Studienzentrum hat meine Generation ausgebildet.“ Von 1971 bis 1984 fuhren Zehntausende die Landstraßen entlang, um zum Studienzentrum zu gelangen. Sie kamen mit Fragen, und R.C. und die anderen Lehrer des Studienzentrums gaben ihnen Antworten aus Gottes Wort. Viele mehr hörten die Vorträge von R.C., die auf Audio- und Videokassetten verschickt wurden. Viele hörten und sahen R.C. auf diese Weise zum ersten Mal auf einem Fernseher in ihrem Kirchengebäude, der eine seiner Videokassetten abspielte – etwa für Treffen von Kleingruppen oder bei Seminaren in der Gemeinde.
1984–1994
Dem Vorstand wurde bald klar, dass Ligonier ohne ein großes Universitätsgelände, das instandgehalten werden muss, effektiver sein konnte. 1984 zog Ligonier nach Orlando, Florida. Orlando war der Ort, an den Menschen zu den Lehrveranstaltungen anreisen konnten, von dem aus die Lehre aber auch verbreitet werden konnte.
Die erste nationale Konferenz veranstaltete Ligonier 1988 unter dem Titel „Einen heiligen Gott lieben“. Bis heute ist die nationale Konferenz eine Art jährliches Familientreffen der Ligonier-Studenten und dient als Gelegenheit für die Veröffentlichung neuer Bücher und Vortragsreihen.
Der Umzug nach Orlando fiel mit einer bedeutenden Entwicklung bei der Zeitschrift Tabletalk zusammen. Tabletalk wurde 1977 gegründet und 1989 umgestaltet und neu aufbereitet. Jede Ausgabe beinhaltet jeweils Artikel zu einem bestimmten Thema sowie tägliche Andachten. Die Auflage von Tabletalk wuchs kontinuierlich und liegt jetzt bei mehr als hunderttausend Exemplaren pro Monat. Die Zeitschrift verkörpert R.C.s Vision, das Volk Gottes nicht nur zum Lesen von Gottes Wort zu ermutigen, sondern auch zu dessen Studium. In diesen Jahren veröffentlichte R.C. zwei Klassiker: Die Heiligkeit Gottes im Jahr 1985, gefolgt von Chosen by God (dt. „Von Gott auserwählt“) im Jahr 1986. Währenddessen wurde auch die Vortragsreihe weiterhin produziert, aufgezeichnet und verbreitet.
1994–2021
R.C.s erste Radiosendung, The R.C. Sproul Study Hour (dt. „R.C. Sprouls Studierstunde“) wurde 1982 ausgestrahlt. Im Jahr 1986 wurde Ask R.C. (dt. „Frag R.C.“) auf sechs Radiosendern übertragen. Diese Sendungen führten schließlich 1994 zum Start der Sendung Renewing Your Mind (dt. „Erneuere deinen Geist“; vgl. Röm 12,2, Anm. d. Red.). Die ersten Folgen bestanden natürlich aus einer Reihe über die Heiligkeit Gottes. Während christliche Radiostationen damals hauptsächlich Predigten ausstrahlten, sendete Renewing Your Mind Vorträge. Man konnte dabei die Kreide auf der Tafel hören, mit der R.C. die Punkte auf das „i“ und die Striche auf das „t“ setzte. Man hatte das Gefühl, in seiner Vorlesung zu sitzen, als würde er direkt zu einem sprechen. Es gab nichts Vergleichbares im Radio, und die Sendung wurde bald zum Standardprogramm für Pendler auf ihrem Weg zur Arbeit – was sie auch heute noch ist.
Es wurden weitere Bücher geschrieben und Konferenzen in Orlando, in anderen Bundesstaaten und schließlich auf der ganzen Welt abgehalten. Ligonier begann auch, Studienreisen nach Israel und in die berühmten Städte der Reformation zu veranstalten. Als neue Technologien verfügbar wurden, erweiterte Ligonier seine Mittel zur Kommunikation und Verbreitung der Lehre. Nach wie vor ist die Website ein wichtiges und effizientes Instrument dafür. Außerdem gibt es RefNet, eine Reihe von Podcasts, Ligonier Connect und Ask Ligonier. All diese und weitere neue Programme, die derzeit entwickelt werden, nutzen verfügbare Technologien, um die Heiligkeit Gottes so vielen Menschen wie möglich zu verkünden.
Während Ligonier seine Reichweite weiter ausbaute, kehrte es 2011 zu seinen Wurzeln zurück und eröffnete das Reformation Bible College im Herzen Floridas. Die Hochschule wird von etwa 140 Studenten vor Ort besucht und erreicht etwa hundert weitere Studenten, die Onlinekurse belegen. Mit der Einführung der Lehrgemeinschaft erweiterte Ligonier 2010 den Kreis der Lehrenden. Neben dem umfangreichen Lehrmaterial von R.C. bietet Ligonier eine Plattform für die Schriften und Vorträge der Lehrgemeinschaft und anderer bewährter Lehrer. Seit 1971 hat Ligonier die Lehrer kontinuierlich zu den Studenten gebracht.
Ligonier expandierte auch über die englische Sprache hinaus und betreibt derzeit Websites in sieben verschiedenen Sprachen, darunter Deutsch, Spanisch, Arabisch, Farsi und Chinesisch. Auf jeder dieser Seiten werden täglich neue Inhalte hinzugefügt. Im März 2018 strahlte Ligonier erstmals die spanische Version von Renewing Your Mind aus. Hinzu kommen Übersetzungen vieler Bücher von R.C. und anderen Autoren sowie Übersetzungen der Reformations-Studienbibel. Wie der berühmte Ort in Three Rivers ist auch Ligonier Ministries zu einem Ort von internationaler Bedeutung geworden.
Was kommt als Nächstes?
Wann immer eine bedeutende Initiative gestartet oder ein Meilenstein erreicht wurde, nahm sich R.C. einen Moment Zeit, um dies zu feiern. Dann wandte er sich an die Menschen um ihn herum und fragte: „Was kommt als Nächstes?“ Diese Frage stellen wir uns auch weiterhin. Die Antwort ist einerseits, dass wir es nicht wissen. Andererseits wissen wir jedoch, dass Gott von Anfang an und auch in schwierigen Jahren treu geblieben ist. Auch seit wir in den letzten Tagen des Jahres 2017 den Tod von R.C. betrauerten, segnete Gott Ligonier. In den letzten Jahren erlebten wir die größte Reichweite in der Geschichte von Ligonier. Für diese vergangenen fünfzig Jahre sind wir dankbar, doch wollen wir nicht vermessen sein. Ligonier dient der Kirche, und das tun wir durch das Vorrecht von unserem heiligen Gott. Zu Gott aufblickend fragen wir: Was könnten die nächsten fünfzig Jahre bringen? Wenn wir zurückblicken, um unser fünfzigjähriges Bestehen zu feiern, schauen wir auch nach vorn und sind in unserem Auftrag bestärkt, die Heiligkeit Gottes in all ihrer Fülle so vielen Menschen wie möglich zu verkünden. Wir haben den Kurs der zuverlässigen und treuen Lehre eingeschlagen, ohne zu wissen, was als Nächstes kommt, aber erwarten mit Freude, was Gott auch in Zukunft tun wird.
Dieser Artikel wurde ursprünglich in der Zeitschrift Tabletalk veröffentlicht.