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Was benötigt die Kirche heute am meisten? Um diese wichtige, aber allgemeine, Frage zu beantworten, ist Psalm 81 auf einzigartige Weise wichtig und hilfreich. Dieser Psalm enthält offensichtlich schöne Verheißungen und klare Anweisungen, um dem Volk Gottes zu helfen. Aber sorgfältiges Studium dieses Psalms wird unsere Wertschätzung für ihn vertiefen, seinen Wert für uns steigen lassen und uns zeigen, wie besonders er ist, um der Kirche zu helfen.
Wenn wir die Psalmen studieren, lernen wir schnell, dass der zentrale Vers eines Psalms oft entscheidend ist als Schlüssel zur Interpretation des ganzen Psalms. Die zentrale Zeile von Psalm 81 bildet das Herz dieses Psalms, in der der traurige Ruf Gottes gehört wird: „Israel, wenn du mir doch Gehör schenken wolltest!“ (Ps 81,9b). Das Zentrum von Psalm 81 – eigentlich der ganzen Psalmen – ist eine Reflektion auf das Schma Jisrael.
Die Zentralität dieser Zeile und ihre Bedeutung werden unterstrichen, wenn wir erkennen, dass Psalm 81 der zentrale Psalm von Buch 3 des Psalters ist. Das Buch 3 (Psalme 73–89) dreht sich prinzipiell um die Krise in Israel, die durch die Zerstörung des Tempels ausgelöst wurde (Ps 74) und das augenscheinliche Scheitern von Gottes Verheißung, dass Davids Söhne für immer auf seinem Thron sitzen werden (Ps 89). Etwas von der Ursache und dem Charakter dieser Krise wird in dieser zentralen Zeile dieses zentralen Psalms angesprochen.
Weil Buch 3 das zentrale Buch der fünf Bücher des Psalters ist, ist Psalm 81,9b in Wirklichkeit die zentrale Zeile des ganzen Psalters. Es steht im Herzen von Israels Liederbuch. Es ruft Israel zu tiefem Nachdenken über ihre Beziehung mit ihrem Gott auf.
Dieser Psalm scheint auch zentral für Israels liturgischen Kalender zu sein. Der Lobpreis am Neumond und am Vollmond kann sich nur auf den siebten Monat des Jahres beziehen, das Fest der Trompeten (3Mo 23,24; 4Mo 10,10) und das Laubhüttenfest (3Mo 23,27). Wie Gott Israel aufruft, seine großartige Versorgung als Schöpfer und Befreier zu feiern, so ruft er sein Volk auf, ihm Gehör zu schenken.
Wie die Schma für die Tora wesentlich war, so ist sie wesentlich für den Psalter und für das christliche Leben. Gottes Volk muss sein Wort hören, besonders um falsche Götter abzuweisen (Vers 10) und in Gottes Wegen zu wandeln (Vers 14). Sie dürfen nicht ihrem eigenen Rat folgen (Vers 13). Wie traurig ist es, darüber nachzudenken, dass Gott uns manchmal das gibt, von dem wir denken, dass es gut für uns wäre.
Der Herr erinnert sein Volk daran, dass er in der Geschichte der Befreier gewesen ist und verheißt nun, dass, wenn wir unseren Mund im Gebet öffnen, er uns erhören und unserer Not abhelfen wird (Vers 11). Er ist der Gott, der die Seinen bewahrt und für ihre Bedürfnisse sorgt.
Das Versäumnis Israels, dem Wort Gottes Gehör zu schenken, wurde durch Gottes eigenen Sohn wiedergutgemacht. Jesus schenkte Gottes Wort immer Gehör und ehrte es. Sein Vater hatte aus diesem Grund an ihm Wohlgefallen: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“ (Mt 17,5). Die Rettung und die Gesundheit der Kirche hängt davon ab, ob sie fortwährend auf Gottes Wort hört.
Psalm 81 scheint die Zeit des Exils zu reflektieren, als Gott Israel mit dem Verlust des Tempels, ihres Königs und des verheißenen Landes bestrafte. Er erinnert uns auch an eine frühere Zeit, als Israel Gott bezweifelte und gegen ihn murrte (Vers 8). Bei Meriba (2Mo 17) versuchte Israel den Herrn und bezweifelte, dass er mit seinem Volk war, also prüfte der Herr Israel und stellte ihm ein Armutszeugnis aus. Genauso können wir auf die Kirchengeschichte zurückblicken und viele Zeiten und Wege sehen, in denen die Kirche nicht auf das Wort des Herrn hörte.
Die Zeit der Reformation war natürlich eine der größten Zeiten, in der die Kirche zum Wort Gottes zurückkehrte. Die Reformation der Kirche geschah, weil Christen anfingen, die Bibel wieder sorgfältig zu studieren. Die Reformatoren studierten Griechisch und Hebräisch und versorgten die Kirche mit neuen Übersetzungen der Bibel, indem sie die neueste Technologie der Druckerpresse benutzten, um Bibeln zu drucken, und sie schrieben einige der besten Kommentare und Theologien in der Geschichte der Kirche.
Auch in unserer Zeit muss die Kirche wieder dazu aufgerufen werden, auf das Wort Gottes zu hören. Die Kirchen scheinen zu oft daran interessiert zu sein, anderen Stimmen als der Stimme Gottes zu folgen. Für Jahrzehnte haben manche Kirchen gelehrt, dass die Bibel nicht völlig und wahrhaftig das Wort Gottes ist. Andere Kirchen erkennen die Bibel formal an, aber scheinen das Vertrauen verloren zu haben, dass das Predigen und Lehren der Bibel das ist, was Ungläubige bekehrt und die Gemeinde baut. Viele Christen scheinen heutzutage die Bibel praktisch zu ignorieren und sind als Resultat davon so weltlich wie ihre ungläubigen Nachbarn.
Gott sagt zu uns heute, wie er damals zu Israel sagte, und zu jeder Generation seines Volkes sagt: „Israel, wenn du mir doch Gehör schenken wolltest!“ Lasst uns beten, dass der Heilige Geist die Ohren in unseren Kirchen und in unserem Land öffnen wird. Und lasst uns sorgsam und glaubensvoll zuhören. Solches Zuhören ist es, was die Kirche heute am meisten benötigt.

Dieser Artikel wurde ursprünglich im Ligonier Ministries-Blog veröffentlicht.