Braucht Gott ein Sühneopfer?
September 20, 2022
Braucht Gott ein Sühneopfer?
September 20, 2022

Die gewöhnlichen Gnadenmittel

Ich habe noch nie einen Christen sagen hören, er glaube nicht daran, dass Gott souverän ist. Aber viele bekennende Christen definieren die Souveränität Gottes auf eine Weise, die letztlich den Menschen über Gott stellt. Diese Sichtweise von Souveränität macht den Menschen groß und Gott klein. Sie sagen: „Ich weiß, dass Gott souverän ist, aber …“ Tatsächlich glauben viele Christen nicht wirklich, dass Gott souverän ist. Wenn wir nun nicht glauben, dass Gott souverän ist, dann glauben wir nicht, dass Gott Gott ist. Aber das Problem liegt noch tiefer.

Obwohl sie behaupten, sie würden glauben, dass Gott alles lenkt und regiert, ist die Vorstellung vieler Christen von seiner Souveränität dem islamischen Determinismus ähnlicher als dem biblischen Theismus. Es handelt sich um eine Art theistischen Nihilismus, der davon ausgeht, dass nichts, was wir tun, wirklich von Bedeutung ist, dass Gott souverän ist und wir nur Marionetten, die er an seinen Fäden tanzen lässt. Das ist aber nicht das, was die Bibel über die Souveränität Gottes lehrt. Gott offenbart in der Schrift, dass er in der Tat über alle Dinge regiert, dass er alles, was geschieht, vorherbestimmt hat und dass er weder der Urheber der Sünde ist, noch sie gutheißt (Jes 46,10; Jak 1,13; Westminster Glaubensbekenntnis 3.1). Er macht deutlich, dass er über alles und alle souverän ist und dass wir für unsere Taten verantwortlich sind (Apg 2,23). Er zeigt auch, dass in erster Linie er derjenige ist, der alles lenkt. In zweiter Linie benutzt er z.B. uns Menschen, um seine endgültigen Ziele zu erreichen (Spr 16,33; Joh 19,11). Gott offenbart, dass er sowohl das Endziel aller Dinge vorherbestimmt hat, als auch die Mittel und Wege, die dorthin führen (Apg 4,27–28).

Wenn es nun um unsere Gottesdienstausübung geht, meinen allzu viele Christen, dass es auf das Was und Wie nicht ankommt, weil unser souveräner Gott ja jedes Mittel benutzen kann, um zu seinen Zielen zu kommen. Das rechtfertigt jedoch nicht den Einsatz von Mitteln, die uns nicht von Gott gegeben sind. Trotzdem meinen viele Christen und Kirchen, wir könnten uns frei unserer ausgeklügelten und selbst erdachten Methoden bedienen, um zu erreichen, was wir uns wünschen.

Wenn wir wirklich glauben, dass Gott souverän ist, dann müssen wir auch auf die Mittel vertrauen, die er in seiner Souveränität verordnet hat. Sie sind dazu geeignet, zu erreichen, was er will. Die Mittel, die er als unsere geistliche Nahrung und für unser Wachstum in der Gnade verordnet hat, bezeichnen wir als die gewöhnlichen Gnadenmittel: das Wort Gottes, das Gebet und die Sakramente Taufe und Abendmahl. Damit notwendig verbunden sind Gemeindezucht und Seelsorge. Diese Mittel sind von Gott verordnet und durch den Heiligen Geist wirksam. Sie weisen uns auf Christus hin, erhalten und nähren uns in unserer Einheit mit Christus, während wir darin ruhen, dass sich alle souveränen Absichten unseres dreieinigen Gottes erfüllen werden.

Dieser Artikel wurde ursprünglich in der Zeitschrift Tabletalk veröffentlicht.

Burk Parsons
Burk Parsons
Burk Parsons ist Hauptpastor der Saint Andrew’s Chapel in Sanford, Florida (USA), Verlagsleiter von Ligonier Ministries, Herausgeber von Tabletalk und Lehrer für Ligonier Ministries.