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Hat Liebe Vorrang vor Glaube und Hoffnung?

„Aber das ist nicht liebevoll!“ ist ein Einwand, der oft vorgebracht wird, um die klare biblische Lehre zu untergraben. „Ein liebender Gott würde niemanden mit ewigem Gericht bestrafen!“ ist eine böse Hermeneutik, die versucht, die Gerechtigkeit Gottes auszuhöhlen. Die Liebe wurde von ihrer biblischen Grundlage gelöst, in der Kultur wie ein losgemachtes Boot den Wellen überlassen und gilt nun als neue Religion der kulturellen Nettigkeit. Aber selbst wenn wir den Blick von der Kultur abwenden und uns auf die Seiten der Heiligen Schrift konzentrieren, besteht die Gefahr, dass wir die biblische Bedeutung der Liebe immer noch falsch interpretieren. Und eine dieser Fehlinterpretationen stammt aus dem wohl populärsten Kapitel der Bibel zum Thema Liebe: 1. Korinther 13.

In 1. Korinther 13,13 schreibt Paulus: „So bleiben nun Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei; die Liebe aber ist die größte unter ihnen“, woraus manche Christen schließen, dass die Liebe wichtiger ist als Glaube oder Hoffnung. Das scheint kein Problem zu sein, es sei denn, diese drei Eigenschaften – Glaube, Hoffnung und Liebe – sind von Gott so konzipiert, dass sie sich gegenseitig verstärken und dass die Schwächung einer der drei Eigenschaften die Vollständigkeit aller drei untergräbt. Ein Bäcker wird dir sagen, dass die entscheidenden Elemente eines Brotes Hefe, Wasser, Mehl und Salz sind. Wenn wir uns einig sind, dass ungesalzenes Brot eher fade schmeckt, und daraus schließen, dass Salz das wichtigste dieser vier Elemente ist, dann werden wir Probleme mit unserem Brot bekommen, wenn wir weniger darauf achten, Mehl, Hefe und Wasser hinzuzufügen. Ebenso untergräbt eine Liebe, die nicht durch Glauben und Hoffnung ausbalanciert wird, die eigentliche Definition der biblischen Liebe.

Ohne das Gegengewicht von Glaube und Hoffnung wird die Liebe lieblos. Wenn wir uns kurz und allgemein mit dem Glauben befassen, sehen wir, dass die Bibel das Wort Glaube auf dreierlei Weise verwendet. Der Glaube kann das Instrument unserer Erlösung sein (vgl. Eph 2,8), ein unerschütterliches Vertrauen in Gott und seine Werke (vgl. Mt 16,817,20Hebr 11,1) oder die gesunde Lehre (vgl. Jud 3). Der Kontext, in dem Paulus den Begriff „Glaube“ in 1. Korinther 13 und im übrigen Buch verwendet, spricht am stärksten für ein Verständnis des Glaubens in diesem Abschnitt als das vom Geist geschenkte Vertrauen in Gottes Person und Werk, vor allem in der Offenbarung in Jesus (vgl. 2Kor 5,7). Der biblische Glaube, wie er in diesem Kapitel verwendet wird, bringt die Liebe ins Gleichgewicht, indem er das Objekt der Liebe des Christen definiert – den herrlichen Gott. Wenn man der Liebe den Vorrang vor dem Glauben gibt oder ihn ganz ausschließt, verliert die Liebe ihr Ziel – Gott selbst.

Das gleiche Problem tritt auf, wenn wir die Hoffnung betrachten. Hoffnung ist das Ausharren des Glaubens, die feste Erwartung, dass der Gott, dem man vertrauen kann, alles erfüllen wird, was er versprochen hat. Stellen wir uns nun eine hoffnungslose Liebe vor. Wenn unsere Liebe zu Gott nicht die Erwartung hat, dass alle Dinge zu Gottes Ehre und zu unserem Besten enden werden (vgl. Röm 8,28), dann wird diese Liebe zu einer wankelmütigen und vorübergehenden Sache, zu einem rein subjektiven Gefühl, losgelöst von Verpflichtung und Bund, das sich in seichten guten Wünschen und allgemeinen Nettigkeiten erschöpft.

Das ist also das Problem. Wenn wir 1. Korinther 13,13 auf eine Art und Weise lesen, die der Liebe eine größere Bedeutung beimisst als dem Glauben und der Hoffnung, geht die biblische Liebe selbst verloren. Die Liebe braucht Glaube und Hoffnung, um zu überleben, um zu gedeihen. Wir sehen das deutlich, wenn wir 1. Korinther 13,13 im Kontext des ganzen Kapitels betrachten. In 1. Korinther 13 geht Paulus von der Betrachtung der Liebe als notwendigem Bestandteil des christlichen Lebens (vgl. 1Kor 13,1–3) über die Definition der biblischen Liebe (vgl. 1Kor 13,4–7) zur Betrachtung von Glaube, Hoffnung und Liebe auf einer Zeitachse, die unseren gegenwärtigen Augenblick als Christen bis hin zum Höhepunkt aller Dinge bei und nach der Wiederkunft Jesu umfasst. Von der Wichtigkeit her betrachtet sind Glaube, Hoffnung und Liebe gleichwertig. Was die Langlebigkeit betrifft, so ist „die Liebe die größte unter ihnen“. Einfach ausgedrückt: Glaube und Hoffnung werden im Himmel nicht gebraucht. Wenn Glaube ein gegenwärtiges Vertrauen in Gott und sein Wirken ist, das oft im Widerspruch zu dem steht, was wir in dieser gefallenen Welt ohne Glauben aus den Umständen schlussfolgern könnten (vgl. 2Kor 5,7), dann werden wir im Himmel keinen Glauben mehr brauchen, weil wir Gott endlich klar und deutlich sehen werden, so, wie er wirklich ist (vgl. 1Kor 13,12). Genauso brauchen wir dann keine Hoffnung mehr, weil wir völlig im Besitz dessen sein werden, worauf wir gehofft haben. Wir werden alles haben, was wir uns jemals erhofft haben, weil alle Verheißungen Gottes in Erfüllung gehen werden. Die Liebe wird jedoch im Himmel weitergehen und immer weiter zunehmen, da Christen ihren großen Gott für immer voll und ganz lieben. Auf einem ewigen Zeitstrahl gesehen, übertrifft die Liebe den Glauben und die Hoffnung in einer Weise, die die Ziele aller drei ehrt.

Während wir auf die Wiederkunft Jesu warten, brauchen wir Glaube, Hoffnung und Liebe in gleichem und wachsendem Maße. Wir müssen zulassen, dass jedes von ihnen biblisch definiert wird und ein Gegengewicht zu den anderen bildet. Wir dürfen nicht zulassen, dass eine falsche Auslegung von 1. Korinther 13,13 uns dazu verleitet, der Liebe den Vorrang zu geben und damit alle drei zu zerstören. Aber wir müssen auch im Glauben und in der Hoffnung auf den Himmel blicken, die Erfüllung aller Dinge, wenn endlich unser Herzenswunsch in Erfüllung gehen wird: Christus voll und ganz zu lieben, bis in alle Ewigkeit.


Dieser Artikel wurde ursprünglich in der Zeitschrift Tabletalk veröffentlicht.

Joe Holland
Joe Holland
Joe Holland ist Redaktionsmitglied von Ligonier Ministries und als Ältester für Lehre in der Presbyterian Church in America (PCA) ordiniert.