Gott, der Sohn
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Sich an der Dreieinigkeit erfreuen
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Gott, der Heilige Geist

Der Heilige Geist besteht in der untrennbaren Dreieinigkeit als eine von drei Personen. Als solcher ist Er in ewiger Einheit mit dem Vater und dem Sohn, eins in Kraft und Herrlichkeit, völlig und gänzlich Gott. Was auch immer Gott vollbringt, vollbringt auch der Heilige Geist, denn in allen Werken Gottes arbeiten alle Personen der Trinität untrennbar zusammen, sei es die Schöpfung, Vorhersehung oder Errettung. Wenn wir also davon sprechen, dass der Geist wirkt, müssen wir uns in Erinnerung rufen, dass auch Vater und Sohn involviert sind.

Der Heilige Geist innerhalb der Trinität

Dennoch ist der Heilige Geist nicht der Vater und auch nicht der Sohn, denn die Drei sind in Ewigkeit verschieden. Da es nur einen Gott gibt, ist der Heilige Geist in seinem Wesen mit dem Vater und dem Sohn identisch. Aber in seiner Person bzw. Persönlichkeit ist der Heilige Geist unverwechselbar und eigenständig. Somit sind dem Heiligen Geist einige Handlungen exklusiv zugeschrieben: Zu Pfingsten wurde nur der Heilige Geist gesandt. Aber auch hier wurde er vom Vater und durch den Sohn gesandt.

Der Geist geht, was sein Beziehungsverhältnis der Dreieinigkeit angeht, vom Vater aus (Joh 15,26). In diesem Sinne ist der Heilige Geist vom Vater, ein Beziehungsverhältnis, das nicht auf Unterordnung, Minderwertigkeit bzw. zeitliche Abhängigkeit hindeutet, sondern eine relationale und persönliche Ordnung anzeigt. Diese Beziehung können wir nach menschlichem Verständnis nicht vollständig ergreifen, da sie Teil des Geheimnisses der göttlichen Gemeinschaft ist. Trotzdem versuchen wir, es im Glauben zu verstehen

Ganz in Übereinstimmung mit dieser ewigen Prozession1 sendet der Vater den Geist durch und im Sohn in Zusammenhang auf alle seine Werke, das Erlösungswerk mit einbegriffen. (Apg 1,8Gal 4,4–6). Dies wird auch als Mission2 bezeichnet.

An dieser Sendung des Heiligen Geistes ist der Sohn maßgeblich beteiligt. Jesus bezieht sich darauf, dass das Senden des Geistes zu Pfingsten durch den Vater als Antwort auf seine Bitte bzw. in seinem Namen geschieht (Joh 14,16;26). Er sagt auch, dass er selbst den Geist senden wird (Joh 16,7). Nach seiner Auferstehung haucht Jesus die Jünger an und sagt, „Empfangt Heiligen Geist“ (Joh 20,22).

Dies hat zu endlosen Debatten über die ewige Beziehung vom Sohn zu Vater und Geist geführt. Es gibt keine ausdrückliche Bibelstelle, die klarstellt, ob der Geist sowohl vom Vater als auch vom Sohn ausgeht. Im Nizänischen Glaubensbekenntnis ist lediglich festgehalten worden, dass der Geist vom Vater ausgeht. Gegen den vehementen und noch anhaltenden kirchlich-theologischen Widerstand der Ostkirchen fügte die römische Kirche dem Bekenntnis den Ausdruck filioque („und dem Sohn“) hinzu. Die Kirchen im Westen halten das Verständnis, dass der Vater dem Sohn alles übergeben hat, einschließlich der Spiration (oder Prozession) des Geistes, während die Kirche des Ostens an der Meinung festhält, dass dies den Vater als Quelle der persönlichen Subsistenz sowohl des Sohnes als auch des Geistes in Frage stellt und darüber hinaus die Unterscheidung zwischen dem Sohn und dem Geist verwischt. Einig sind sich hingegen sowohl die östlichen (östlich-orthodox) als auch die westlichen Kirchen (römisch-katholisch und protestantisch) in der integralen Beteiligung der einzelnen Personen aufgrund der Unteilbarkeit der Trinität.

Auch Petrus setzt den Heiligen Geist mit Gott gleich. In seinem Urteil über Ananias spricht er davon, dass eine Lüge gegen den Geist auch eine Lüge gegen Gott ist (Apg 5,3–4). Die Werke, die der Heilige Geist vollbringt, können nur von Gott vollbracht werden. In den Briefen des Neuen Testaments wird der Geist durchgängig in triadischen Aussagen erwähnt, wenn man bedenkt, dass theos (Gott) sich gewöhnlich auf den Vater und kyrios (Herr) auf den Sohn bezieht. Als Gott besitzt der Heilige Geist alle göttlichen Eigenschaften (z.B. Ps 139,7–10). Folglich sind alle drei Personen Gottes zusammen nicht größer als der Geist in seiner Eigenart.

Der Heilige Geist ist ausdrücklich keine unpersönliche Kraft oder Macht. Die Bibel beschreibt Ihn immer in persönlichen Begriffen. Er ist betrübt über Sünde (Eph 4,30), überführt und überzeugt (Joh 14–16), tritt für die Heiligen ein (Röm 8,26–27), gibt Zeugnis (Joh 16,12–15), ruft (Gal 4,6), spricht (Mk 13,11) und zeigt Evangelisten und Aposteln, was zu tun ist (Apg 8,293916,6–10). Er hat einen Verstand (Röm 8,27), und arbeitet mit uns in einer Art und Weise, die unsere eigene Intelligenz nutzt (1 Kor 12,1–32 Kor 10,3–6). Er nimmt sich selbst zurück und lenkt die Aufmerksamkeit nicht auf sich selbst, sondern auf Christus, den Sohn (Joh 16,14–15; siehe auch 13,31–3217,1–26), er bewirkt das Bekenntnis, dass Jesus der Herr ist (1 Kor 12,1–3). Er ist unsichtbar, denn er teilt unsere Natur nicht. Obwohl das griechische pneuma (Geist) ein Neutrum ist, hat dies keine Bedeutung für die heutigen Debatten über das Geschlecht, da Gott kein geschlechtliches Wesen ist.

Der Geist, Schöpfung und Vorsehung

In 1. Mose 1,2 wird unter anderem deutlich, dass der Geist Schöpfer ist, untrennbar3 mit dem Vater und dem Sohn verbunden: „und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.“ An einer anderen Stelle im Alten Testament finden wir eine poetische Reflexion über die Schöpfung (Ps 33,6–9). Auch hier findet sich eine Referenz zum Geist, bzw. dem Atem Gottes. Dieses spiegelt sich auch im Nizänischen Glaubensbekenntnis wider, wo das Bekenntnis „der Herr ist und macht lebendig“ formuliert ist. Daraus folgt, dass der Geist ständig in der Vorsehung, Gewährung, Erhaltung und Beendigung des Lebens beteiligt ist (Ps 104,29–30).

Die Rolle des Geistes im Leben und Dienst von Jesus Christus

Der Heilige Geist war während des gesamten Lebens und Dienstes von Jesus, dem eingeborenen Sohn, aktiv. Während Jesus wiederholt bezeugt, dass der Vater ihn gesandt hat (z.B. Joh 4,345,19–2436–386,29–3338–394457), wurde Er durch den Heiligen Geist empfangen (Mt 1,20Lk 1,34–35). Lukas verweist in seinen Aufzeichnungen auf die Gegenwart und aktive Beteiligung des Geistes in jeder Phase der Geburts- und Säuglingserzählung bis hin zum Beginn des öffentlichen Wirkens von Jesus (Lk 1,34–3541–422,25–273,1621–224,1 und 4–19). Die Taufe Jesu ist ein herausragendes Beispiel: Der Vater erkennt Ihn als seinen geliebten Sohn während der Geist auf Ihn herabkommt und auf Ihm ruht (Mt 3,13–17), Ihn somit zu Beginn seines Dienstes salbt und Ihm damit die fortwährende Realität seiner Bevollmächtigung anzeigt. Hierzu gehört auch, dass Er in aufrechterhalten wurde, als er der schweren Versuchung durch den Teufel ausgesetzt war (Lk 4,1–13).

Jesus hat sich selbst „durch den ewigen Geist dem Vater am Kreuz dargebracht“ (Hebr. 9,14). Dies ist eine klare Referenz auf den Heiligen Geist und nicht irgendeine psychologische Abstraktion. Beachtenswert ist hier, dass die Bezeichnung „Gott“ im Neuen Testament gewöhnlich dem Vater vorbehalten ist. So erweckte der Vater Christus auch durch den Heiligen Geist von den Toten, was auch als Muster für unsere eigene Auferstehung gesehen werden kann (Röm 8,10–11).

Im Kontext der Apostelgeschichte wird die Himmelfahrt Christi mit der Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten in Verbindung gebracht (Apg 1,8–11). Hintergrund ist hier die Himmelfahrt Elias, vor der Elisa um einen doppelten Anteil des Geistes seines Mentors bittet und ihm mitgeteilt wird, dass dies geschehen würde, wenn er Elia auffahren sähe (2 Kön 2,9–12). Hier beobachten die Apostel sowohl den Weggang Jesu als auch die darauffolgende Ausgießung des Geistes, die in den folgenden Kapiteln beschrieben wird. Jesus selbst verbindet die Gabe des Heiligen Geistes mit seiner Himmelfahrt (Joh 7,37–39). Hiervon ausgehend bevollmächtigt der Geist den Dienst der Apostel und die Ausbreitung der Gemeinde, wie in der Apostelgeschichte festgehalten wurde.

Der Geist und die Gemeinde

Wir werden im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft (Mt 28,19–20). Dass wir mit der Taufe in einen Leib hinein getauft worden sind, geschieht durch den Geist (1 Kor 12,13). Hier gibt es eine Verbindung zwischen dem Wirken des Geistes und dem Sakrament der Taufe, das das Zeichen und der Siegel unseres Einpfropfens in den Leib Christi ist. Der Geist zieht uns zum Glauben und stattet uns mit Gaben aus, um der Gemeinde nützlich zu sein, einschließlich der Berufung derer, die er für ein bestimmtes Amt auserwählt hat (Apg 13,1–7).

Vom Geist werden wir in dasselbe Bild unseres Herrn verwandelt (1 Kor 3,17–18), der uns befähigt, gegen Sünde und Versuchung zu kämpfen (Röm 8,12–14). Nur einer, der selbst Gott ist, kann so etwas tun: nur Gott selbst kann mit dem Vater und dem Sohn gleichgesetzt werden. Schließlich ist es Gottes Wille, dass wir für alle Ewigkeit in einem Reich leben und gedeihen, das vom Geist regiert wird (1 Kor 15,35–58).

All dies steht im Kontext der unteilbaren Dreieinigkeit und der untrennbaren Werke Gottes. Der Geist wirkt nicht allein. Er geht nicht von sich aus los und lässt den Vater auf sich allein gestellt stehen. Aber ebenso wenig lässt der Vater den Geist allein. Alle drei sind am Werk unserer Erlösung beteiligt, wobei der Geist in diesen besonderen Aufgaben unverwechselbar wirkt.


1 Die Prozession oder Spiration ist die persönliche Eigenschaft, die den Geist vom Vater und vom Sohn unterscheidet. Der Geist ist voll und ganz Gott, wie die beiden anderen, aber in Bezug auf seine Person geht er ewig aus dem Vater und dem Sohn hervor bzw. wird von ihnen „inspiriert“.

2 Die trinitarischen Missionen beziehen sich auf die Sendung des Sohnes durch den Vater in der Inkarnation und die Ausgießung des Geistes durch den Vater und den Sohn an Pfingsten. Die Aufgaben der Dreieinigkeit sind ein Ausdruck der aufgeteilten Aufgaben innerhalb der Trinität. Die Missionen spiegeln auch die persönlichen Eigenschaften der Personen in der ontologischen Trinität wider – Gott, wie er in sich selbst ist.

3 Die Lehre von den untrennbaren Vorgängen oder untrennbaren Werken der Dreieinigkeit besagt, dass jede Person der Dreieinigkeit an jedem Werk, das Gott in seiner Schöpfung tut, voll beteiligt ist. Schöpfung, Vorsehung und Erlösung sind keine Werke, die nur von einem Glied der Dreieinigkeit ausgeführt werden. Vater, Sohn und Geist sind alle bei der Schöpfung, Erhaltung und Erlösung am Werk. Jeder tut seinen Teil nicht wie ein Ausschussmitglied, sondern jeder tut dasselbe Werk, wenn auch in einer für seine eigene Person und sein eigenes persönliches Eigentum spezifischen Weise.

Dieser Artikel wurde ursprünglich in der Zeitschrift Tabletalk veröffentlicht.

Robert Letham
Robert Letham
Robert Letham ist Professor für systematische und historische Theologie an der Union School of Theology in Wales. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter The Holy Trinity and Union with Christ.