Gott, der Heilige Geist
Oktober 25, 2022
#blessed
November 1, 2022
Gott, der Heilige Geist
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Sich an der Dreieinigkeit erfreuen

„Gott ist Liebe“ (1Joh 4,8). Diese drei Worte könnten kaum schwungvoller sein. Sie wirken lebendig, lieblich und wärmend wie ein knisterndes Feuer. Aber „Gott ist Dreieinigkeit“? Nein, kaum die gleiche Wirkung: Das klingt einfach kalt und dröge. Auch wenn diese Reaktion ganz verständlich ist, müssen Christen die Realität hinter der manchmal abschreckenden Sprache sehen. Ja, die Dreieinigkeit kann als ein verstaubtes und irrelevantes Dogma dargestellt werden, aber die Wahrheit ist, dass Gott Liebe ist, weil Gott eine Dreieinigkeit ist.

Das Eintauchen in die Dreieinigkeit ermöglicht dir, zu schmecken und zu sehen, dass der Herr freundlich ist; dein Herz erobern und dich selbst neu beleben zu lassen. Denn erst wenn du begreifst, was es für Gott bedeutet, eine Dreieinigkeit zu sein, nimmst du wirklich die Schönheit, überfließende Güte und herzergreifende Lieblichkeit Gottes wahr. Wenn die Dreieinigkeit etwas wäre, das wir von Gott abschälen könnten, würden wir ihn nicht von irgendeiner unangenehmen Last befreien; wir würden ihm genau das nehmen, was ihn so reizvoll macht. Denn Gott ist dreieinig – und gerade als der Dreieinige ist er begehrenswert und gut.

Wie? Das möchte ich dir zeigen.

Mit Jesus beginnen

Das Fundament unseres Glaubens ist nichts Geringeres als Gott selbst. Jeder Aspekt des Evangeliums ist nur insofern christlich, als er Ausdruck und Handlung dieses Gottes ist – des dreieinigen Gottes. Ich könnte an den Tod eines Mannes namens Jesus glauben; ich könnte an seine leibliche Auferstehung glauben; ich könnte sogar an eine Errettung allein aus Gnade glauben; aber wenn ich nicht glaube, dass Gott dreieinig ist, dann bin ich ganz einfach kein Christ. Schauen wir uns das in der Bibel an.

Johannes hat sein Evangelium geschrieben, sagt er uns, „damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen“ (Joh 20,31). Das wäre eine großartige Missionserklärung für jeden Evangelisten: jemanden zum echten christlichen Glauben kommen zu sehen. Aber selbst diese grundlegendste Aufforderung, an den Sohn Gottes zu glauben, ist eine Einladung zum trinitarischen Glauben. Jesus wird als der Sohn Gottes beschrieben. Gott ist sein Vater. Und er ist der Christus, der mit dem Geist Gesalbte. Wenn du mit dem Jesus der Bibel beginnst, ist es der dreieinige Gott, den du am Ende bekommst.

Der Name „Jesus Christus, der Sohn Gottes“ ist ein Fenster in das ewige, essenzielle Leben unseres Gottes. In Johannes 17,24 betet Jesus: „Vater […] du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“. Und das ist der Gott, der durch Jesus Christus offenbart wurde. Bevor er jemals etwas erschuf, bevor er jemals die Welt regierte, vor allem anderen, war dieser Gott der Vater, der seinen Sohn in seinem Heiligen Geist liebte.

Der Vater liebt seinen Sohn auf eine ganz besondere Weise. Das können wir sehen, wenn wir uns die Taufe Jesu anschauen:

„Und als Jesus gerauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser; und siehe, da öffnete sich ihm der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabsteigen und auf ihn kommen. Und siehe, eine Stimme [kam] vom Himmel, die sprach: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!“ (Mt 3,16–17)

Hier erklärt der Vater seine Liebe zu und sein Wohlgefallen an seinem Sohn; und er tut dies, während der Geist auf Jesus ruht. Denn die Art und Weise, wie der Vater seine Liebe kundtut, ist gerade im Geben seines Geistes. In Römer 5,5 beispielsweise schreibt Paulus, wie Gott seine Liebe durch den Heiligen Geist in unsere Herzen gießt. Der Vater erklärt also seine Liebe zum Sohn, indem er ihm den Geist gibt.

Anders formuliert ist die Rede von der „Dreieinigkeit“ nur eine Art, über den Gott zu sprechen, der sich in Jesus offenbart hat und dem wir im Evangelium begegnen. Die Dreieinigkeit ist nicht das Produkt abstrakter Spekulationen, denn wenn man Jesus verkündigt, den vom Geist gesalbten Sohn des Vaters, verkündigt man den dreieinigen Gott.

Sich an dem erfreuen, was dem Sohn gehört

Warum hat der Vater den Sohn zu uns gesandt? Teils aufgrund unserer Sündhaftigkeit und Sünde, teils weil Gott die Welt selbst in ihrer Rebellion geliebt hat (vgl. Joh 3,16). Das ist verblüffend genug, aber später im Johannesevangelium spricht Jesus von einem noch ursprünglicheren und mächtigeren Grund. Zu seinem Vater betend sagt Jesus:

„Gerechter Vater, die Welt erkennt dich nicht; ich aber erkenne dich, und diese erkennen, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen verkündet und werde ihn verkünden, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.“ (Joh 17,25–26)

Das heißt, der Vater sandte seinen Sohn, um sich selbst bekannt zu machen – was nicht bedeutet, dass er einfach nur einige Informationen über sich selbst weitergeben wollte. Der Vater sandte seinen Sohn, damit die Liebe, die der Vater von Ewigkeit her für den Sohn hatte, in denen ist, die an ihn glauben, und damit wir uns so an dem Sohn freuen, wie es der Vater immer getan hat. Hier ist also eine Erlösung, die kein Ein-Personen-Gott anbieten könnte, selbst wenn er es wollte: Der Vater erfreut sich so sehr an seiner ewigen Liebe zum Sohn, dass er sie mit allen teilen möchte, die glauben werden. Letztlich sandte der Vater den Sohn, weil der Vater den Sohn so sehr liebte und diese Liebe und Gemeinschaft1 durch den Heiligen Geist teilen wollte. Die Liebe des Vaters für die Welt ist der Überfluss Seiner allmächtigen Liebe für seinen Sohn.

Beim Vater geht es also nicht darum, Segen aus der Ferne herabzusprenkeln und auch bei seiner Rettung geht es nicht darum, auf Abstand gehalten zu werden. Wir werden von unserem Schöpfer nicht nur bemitleidet und erhalten darum Vergebung. Stattdessen gießt er all seinen Segen über seinen Sohn aus und sendet ihn dann, damit wir an seiner herrlichen Fülle teilhaben können. Der Vater liebt uns so sehr, dass er uns in die liebende Gemeinschaft hereinholen möchte, die er mit dem Sohn im Geist genießt. Und das bedeutet, dass wir Gott so kennen können, wie er wirklich ist: als Vater. In der Tat können wir den Vater als unseren eigenen Vater kennen.

Johannes 1,18 beschreibt Gott, den Sohn, als ewig an der Brust oder im Schoß des Vaters. Man würde es nie wagen, sich das vorzustellen, aber Jesus erklärt, dass es sein Wunsch ist, dass die Gläubigen dort bei ihm sind (Joh 17,24). Das ist in der Tat der Grund, warum der Vater ihn gesandt hat: damit wir, die ihn verworfen haben, zurückgebracht werden – und zwar nicht nur als Geschöpfe, sondern als Kinder, um die überfließende Liebe zu genießen, die der Sohn schon immer gekannt hat.

Sich an Gott erfreuen

J.I. Packer hat einmal geschrieben:

„Wenn Sie beurteilen wollen, wie gut ein Mensch das Christentum versteht, dann finden Sie heraus, wie viel er sich aus dem Gedanken macht, Gottes Kind zu sein und Gott als seinen Vater zu haben. Wenn dies nicht der Gedanke ist, der seine Anbetung und seine Gebete und seine ganze Lebensauffassung antreibt und steuert, bedeutet das, dass er das Christentum überhaupt nicht sehr gut versteht.“

Wenn ein Mensch den Allmächtigen bewusst und zuversichtlich „Vater“ nennt, zeigt das in der Tat, dass er etwas Schönes und Grundlegendes darüber begriffen hat, wer Gott ist und wozu er errettet wurde. Und wie das unsere Herzen zu ihm zurückgewinnt! Denn die Tatsache, dass Gott, der Vater, glücklich ist und sich sogar freut, seine Liebe zu seinem Sohn zu teilen und so als unser Vater bekannt zu werden, offenbart, wie unfassbar gnädig und freundlich er ist.

Gott als unseren Vater zu kennen, verschönert nicht nur auf wunderbare Weise unsere Sicht auf ihn, sondern gibt uns den tiefsten Trost und die größte Freude. Die damit verbundene Ehre ist verblüffend. Das Kind irgendeines reichen Königs zu sein, wäre schön; der Geliebte des Herrschers des Universums zu sein, ist unbeschreiblich. Die Rettung durch diesen Gott ist noch besser als Vergebung; und ganz gewiss auch sicherer. Andere Götter mögen Vergebung anbieten, aber dieser Gott begrüßt und umarmt uns als seine Kinder und wird uns niemals wieder wegschicken. Er bietet nicht irgendeine Art von „er liebt mich, er liebt mich nicht“-Beziehung an, bei der ich versuchen muss, mich durch tadelloses Verhalten in seiner Gunst zu halten. Nein, „Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben“ (Joh 1,12). Jesus gibt uns die Sicherheit, Gottes Liebe für immer zu genießen.

Glühende Herzen

Wie sieht dein christliches Leben aus? Wie steht es um deinen Glauben? Am Ende wird alles davon abhängen, wie du Gott siehst. Wer Gott ist, bestimmt alles.

Welchen Gott wirst du haben? Welchen Gott wirst du verkündigen? Ohne Jesus, den Sohn, können wir nicht wissen, dass Gott wirklich ein liebender Vater ist. Ohne Jesus, den Sohn, können wir Gott nicht als unseren liebenden Vater kennenlernen. Aber wie Martin Luther entdeckte, können wir durch Jesus wissen, dass Gott unser Vater ist und „wir dürfen in sein väterliches Herz schauen und spüren, wie grenzenlos er uns liebt. Das wird unser Herz erwärmen und es zum Glühen bringen“.


1 In der trinitarischen Theologie ist Gemeinschaft die ewige, liebende Beziehung, die die drei Personen der Dreieinigkeit zueinander haben. Von Anbeginn aller Ewigkeit hat jede Person der Dreieinigkeit die anderen Personen geliebt und ist von ihnen geliebt worden. In unserer Erlösung – allein aus Gnade – haben wir Anteil an dieser Gemeinschaft. Wir sind von Gott, dem Vater, adoptiert und empfangen dieselbe Liebe, die er von Ewigkeit her für Gott, den Sohn, in der Einheit des Heiligen Geistes gehabt hat (vgl. Joh 17,20–26).

Dieser Artikel wurde ursprünglich in der Zeitschrift Tabletalk veröffentlicht.

Michael Reeves
Michael Reeves
Michael Reeves lehrt an der Union School of Theology. Zuvor war er viele Jahre theologischer Leiter der Studentenarbeit The Christian Unions (UCCF) und stellvertretender Pastor der All Souls Kirchengemeinde am Langham Platz in London (England).