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Der Missionsbefehl im Alten Testament

Der Missionsbefehl als Verbreitung der Königsherrschaft Gottes

Der Missionsbefehl nimmt seinen Anfang schon vor dem Fall der Menschheit aus Gottes Gemeinschaft, wenn wir ihn als in Gottes Königsherrschaft gegründet betrachten. Am sechsten Tag wird der Mensch von Gott beauftragt, sich die Erde untertan zu machen, sie zu füllen und über die Kreaturen zu herrschen (1Mo 1,27). Entsprechend kann der Missionsbefehl also definiert werden als „untertan machen und herrschen“ über die Erde und die Kreaturen. Dieses Verständnis sollten wir uns genauer ansehen.

Gewiss besitzen die Worte „untertan machen und herrschen“ in unserer modernen Welt äußerst negative Konnotationen, die Erinnerungen von Schreckensherrschaft und Machtmissbrauch hervorrufen. Doch wir müssen uns vergegenwärtigen, dass dieser Befehl vor dem Fall in Sünde und Elend gegeben wurde. Der Kontext hierfür war eben die Gemeinschaft des Menschen mit Gott: Der Mensch wurde als Gottes Bildnisträger beauftragt, seine Segensherrschaft auf der ganzen Erde zu vermitteln.

Die theologische Bedeutung ist hier eine zweifache: Erstens sollte Adam die ganze Schöpfung zum Lob und zur Anbetung Gottes am siebten Tage versammeln, denn das ist, was „untertan machen und herrschen“ bedeutet. Er ist dazu beauftragt, die Schöpfung mehr und mehr abzusondern („zu heiligen“), bis letztlich die ganze Erde heilig und erfüllt ist mit der Herrlichkeit Gottes.

Zweitens gibt es nicht den geringsten Segen, den der Mensch genießt, der nicht aus der Herrschaft Gottes abgeleitet wird. Darin liegt die Freude, „untertänig zu sein“, besonders nach der Ausweisung aus dem Leben mit Gott. Deshalb lehren wir unsere Kindern mit Freude, dass Christus das Amt eines Königs darin ausübt, „uns sich selbst untertan zu machen“ (Westminster kürzerer Katechismus, Frage & Antwort 26).

Der Adam aufgetragene Missionsbefehl beinhaltete, dass er in seinem Amt als Priester königlich handeln sollte. Das bedeutet, dass er „herrschen und untertan machen“ sollte, um so alle Schöpfung zum Gottesdienst vor dem Fußschemel des Schöpfers zu versammeln. Die Vollendung im Sabbat stellte das Herz und Ziel des Sechs-Tage-Befehls dar.

Wenn wir einmal den Missionsbefehl als eine Funktion der Königsherrschaft verstehen, so können wir auch dessen Rolle für den Rest des Alten Testaments erkennen. Gottes Herrschaft ist allumfassend. Von Anfang an zielte sein Heilsplan auf alle Familien der Erde, wobei er niemals außer acht ließ, was in Psalm 82,8 verkündet wird: „Denn du sollst zum Erbteil haben alle Nationen.“

Die Rolle Israels

In diesem Zusammenhang kann die Rolle, die 1. Mose 1–11 als Prolog zur Geschichte Israels spielt, nicht überschätzt werden. Denn Israels Identität und heilige Berufung stammt aus diesem universalen Kontext und muss stets daran gemessen werden. Nachdem die Nationen vom Turm Babels aus ins Exil verstreut wurden, ruft Gott Abram in 1. Mose 12 und verheißt, dass durch ihn „gesegnet werden [sollen] alle Geschlechter der Erde“ (V. 3). Diese Verheißung wird Abraham später wiederholt gemacht: „Und in deinem Samen werden sich segnen alle Nationen der Erde dafür, dass du meiner Stimme gehorcht hast“ (1Mo 22,18; vgl. 18,18). Isaak wird dasselbe versichert (26,4) und schließlich auch Jakob, dem Vater der zwölf Stämme Israels (28,14).

Mit dieser Verheißung schwingt auch die Königsherrschaft mit. Abram wurde verheißen, dass Könige aus ihm hervorgehen werden (17,6). Zudem folgt ein Stammbaum, aus welchem David hervorgehen wird. Letztlich wird aus Israel ein König kommen, der die Nationen wieder zurückführen und in der Gegenwart Gottes versammeln wird.

Israel wurde außerdem in eine Bundesgemeinschaft mit Gott am Sinai geführt, um als priesterliches Königreich und heilige Nation zu leben (2Mo 19,6) und damit ein Licht für die Heiden zu sein. Die zusammengehörigen Zuschreibungen „priesterlich“ und „heilig“ bezeichnen eine Aussonderung für Gott um der Nationen willen. Israel sollte ein Mittler zwischen Gott und den Völkern sein. Diese heilige Berufung hieß viel mehr untertan zu sein, als andere untertan zu machen. Israel musste geweiht und geheiligt sein, und damit um der Welt willen verwandelt werden in den Knecht Gottes. Psalm 67, einer von vielen Psalmen, in denen die Heiden dazu aufgerufen werden, Gott zu loben, sagt ganz klar, dass Israel Gnade und sogar priesterliche Segnungen empfangen hatte, damit Gottes Weg auf der Welt erkannt werde und sein Heil die Nationen umspanne.

In der ersten Phase der Geschichte Israels gab es allerdings „kein[en] König in Israel“, was dazu führte, dass „jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Ri 21,25). Das heißt, dass Israel ohne jemanden, der Gottes Herrschaft verkörperte, stets abfallen würde. Israel musste untertan gemacht werden, bevor es zum Licht für die Heiden werden konnte.

Die Bedeutung des Gottessohnes

Nach der Einsetzung Davids als König von Israel wurde der Missionsbefehl nochmals zu einer göttlichen Anweisung an einen menschlichen König. Psalm 2, der wahrscheinlich während Israels Krönungszeremonie verwendet wurde, ist hierbei aufschlussreich. Inmitten tobender Nationen erklärt der Herr: „Habe doch ich meinen König geweiht auf Zion, meinem heiligen Berg“ (V. 6). Der König verkündet daraufhin den göttlichen Beschluss: „Lasst mich die Anordnung des HERRN bekannt geben! Er hat zu mir gesprochen: ‘Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt. Fordere von mir, und ich will dir die Nationen zum Erbteil geben und zu deinem Besitz die Enden der Erde’“ (V. 7-8). Die Bezeichnung „Mein Sohn“ bringt uns erneut zurück zu Adam und zu einer weiteren Dimension der Theologie des Missionsbefehls.

In einem einzigartigen Sinne kann Adam als der „erstgeborene“ Sohn Gottes bezeichnet werden (empfangen und erschaffen). So führt uns etwa Lukas’ Stammbaum des Messias zurück zu Set als „Sohn des Adams“ und von dort zu Adam als „Sohn Gottes“ (Luk 3,38; vgl. 1Mo 5,1–3). Als Gottes Erstgeborener war Adams Erbe so weitläufig wie sein Auftrag: die ganze Erde, denn „das Vieh auf tausend Bergen“ und „die Welt und ihre Fülle“ sind allesamt sein (Ps 50,10.12). In anderen Worten besaß Adam das innewohnende Recht, die Welt an seines Vaters statt und um seines Vaters Herrlichkeit willen untertan zu machen und zu beherrschen.

Im Laufe der Heilsgeschichte wird dann Israel Gottes „erstgeborener“ Sohn. Hier halten wir fest, dass der Herr sehr konkret in seinen Worten an Mose war, die dieser in der Konfrontation mit dem Pharao äußern sollte: „So spricht der HERR: ‘Mein erstgeborener Sohn ist Israel – und ich sage dir: Lass meinen Sohn ziehen, damit er mir dient. Wenn du dich aber weigerst, ihn ziehen zu lassen, siehe, dann werde ich deinen erstgeborenen Sohn umbringen’“ (2Mo 4,22–23; vgl. Hos 11,1). Das endgültige Zeichen Gottes, das jährlich im Passahfest gefeiert wurde, würde dem Pharao diese Offenbarung tief einprägen.

Kehren wir nun zu Psalm 2 zurück. David, durch göttliche Verheißung das Haupt Israels (2Sam 7,14), könnte in einem besonderen Sinne als Gottes Sohn erachtet werden, da er für die Funktion seines Amtes den Umhang Adams empfing. Durch seine Salbung erbte David Adams Rolle als „Sohn Gottes“ und König der Erde. Gott spricht: „So will auch ich ihn zum Erstgeborenen machen, zum Höchsten unter den Königen der Erde“ (Ps 89,26–27).

Es ist wichtig zu verstehen, dass David nur als der gesalbte König die Verheißung erhielt, über die Nationen zu herrschen und sie untertan zu machen. Davids Auftrag war es, den Willen und die Herrschaft Gottes auf Erde zu verbreiten. Seine „Feinde“ waren nicht nur politisch oder persönlich, sondern auch die Feinde Gottes – Könige, die sich selbst gegen den Herrn und seinen Gesalbten richteten. In Wirklichkeit aber zeigt sich, dass das Ziel, Israel untertan zu machen, genug war. Noch schlimmer als das waren Israels Könige selbst, die Gottes Schafe in abartige Rebellion und fürchterlichen Götzendienst führten.

Der Höhepunkt in Jesus

Doch erstaunlicherweise verhieß Gott im Kontext des Abfalls Israels, einen davidianischen Knecht aufstehen zu lassen, der nicht nur die Stämme Jakobs durch einen neuen Exodus führen, sondern der auch kommen sollte „zum Licht der Nationen, dass meine Rettung reicht bis an die Enden der Erde“ (Jes 49,6). Derselbe Knecht, wie wir weiter lesen, sollte durch das Tragen der Sünden vieler Gottes Gericht erleiden, um als verherrlichter Priester „viele Nationen [zu] besprengen“ (Jes 52,13–53,12; vgl. 1Petr 1,1–2). Nach der Sühnung für die Sünden seines Volkes würde dieser kommende Messias (der letzte Adam, der Nachkomme Abrahams, das wahre Israel, der größere David, der leidende Knecht, der Sohn Gottes) hinauffahren, um vom himmlischen Berg Zion, von der Rechten Gottes aus zu regieren.

Matthäus 28 ist also die Bezugnahme auf den in Psalm 2 verheißenen Erben. Doch dieses Königtum steht im Dienst eines priesterlichen Amtes, um uns durch den Schleier des vergossenen Blutes in Gottes Gegenwart zu führen. Durch seinen ausgegossenen Geist herrscht Jesus, um sich alle Schöpfung untertan zu machen und sie zur Anbetung seines Vaters zu rufen (1Kor 15,24–28). Das geschieht, indem er uns täglich mehr untertan macht, damit wir lernen, „Gott [zu] verherrlichen und uns für immer an ihm [zu] erfreuen.“


Dieser Artikel wurde ursprünglich auf der Website von Ligonier veröffentlicht.

L. Michael Morales
L. Michael Morales
Michael Morales ist Professor am Greenville Presbyterian Theological Seminary und Ältester in der Presbyterian Church of America (PCA).