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Bist du sanftmütig? Woran kannst du das erkennen? Die Frucht des Geistes zeigt sich in dem Christen, der sanftmütig ist. Sanftmut oder Milde werden von der Kultur oft als Weichheit verstanden, was in der Regel Schwäche impliziert. Christen definieren sie manchmal als „kontrollierte Stärke“.
Der niederländische Pastor und Theologe Wilhelmus à Brakel aus dem 17. Jahrhundert verweist jedoch auf eine Beschreibung, die dem neutestamentlichen Gebrauch des Begriffs eher entspricht. Er stellt fest, dass die Wurzel des griechischen Wortes „eine Ableitung des Wortes ‚übertragen‘“ ist und dass der sanftmütige Mensch jemand ist, „der leicht Kontakt mit anderen aufnimmt und mit dem andere leicht Kontakt aufnehmen“.
Kurz gesagt: Sanftmütige Menschen sind zugängliche Menschen. Sanftmütige Menschen haben etwas Wertvolles mitzuteilen und sie bemühen sich, genau das zu tun. Sie wissen auch, dass sie von anderen empfangen müssen, und sind daher bereit, zuzuhören.
Menschen wissen instinktiv, dass die Sanftmütigen Brücken bauen, um den Schatz, der ihnen anvertraut wurde, weiterzugeben. Und sie spüren, dass sie mit ihnen in Verbindung treten können, um diesen Schatz auch zu erhalten. Der sanftmütige Mensch hält die Kommunikationswege offen; er ist ansprechbar, auch für Gegner oder Fremde. Er ist mehr als einfach nur „nett“. Für den Christen, der die Frucht der Sanftmut bringt, ist Kommunikation leicht oder scheint zumindest leicht zu sein. Sanftmütige Menschen begegnen anderen so, dass andere auch auf sie zugehen wollen.
Welche Art von Mann oder Frau fehlt es dagegen an Sanftmut? Es ist offensichtlich, dass die laute, unsensible, grobe Person den Test der Sanftmut nicht besteht. Aber auch die zurückgezogene, schüchterne Person kann nicht als sanft bezeichnet werden. Das Wirken des Heiligen Geistes ist notwendig, damit jede dieser Seelen sanftmütig wird.
Ein sanftmütiger Mensch kann mit allen Arten von Menschen umgehen. Selbst in unangenehmen Situationen oder wenn schwierige Themen besprochen werden müssen, zeigen sanftmütige Christen ihrem Gegenüber, dass sie ihn auch inmitten von Konflikten lieben. Und das erfordert in der Tat viel Kraft. Jerry Bridges schrieb, dass unser Umgang mit einem Karton wertvoller Kristallgläser Sanftmut veranschaulicht. Es ist die Anerkennung, dass die menschliche Persönlichkeit wertvoll, aber zerbrechlich ist und sorgsam behandelt werden muss.
Das Neue Testament fordert uns in einer Vielzahl von Zusammenhängen auf, sanft zu sein. Wenn das Wort verwendet wird, hat Sanftmut meist mit Kommunikation zu tun, sowohl verbal als auch nonverbal.
Anstatt schlecht über andere zu reden oder streitsüchtig zu sein, auch gegenüber Leitern und Autoritäten, sollen wir sanftmütig und freundlich mit unseren Worten sein: „Erinnere sie, dass sie sich den Regierenden und Obrigkeiten unterordnen und gehorsam sind, zu jedem guten Werk bereit; dass sie niemand verlästern, nicht streitsüchtig sind, sondern gütig, indem sie allen Menschen gegenüber alle Sanftmut erweisen“ (Tit 3,1–2).
Lehrer und Älteste sollen Gegner mit Sanftmut korrigieren:
„Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern milde sein gegen jedermann, fähig zu lehren, geduldig im Ertragen von Bosheiten; er soll mit Sanftmut die Widerspenstigen zurechtweisen, ob ihnen Gott nicht noch Buße geben möchte zur Erkenntnis der Wahrheit und sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels heraus, von dem sie lebendig gefangen worden sind für seinen Willen“ (2Tim 2,24–26; vgl. 1Kor 4,21; 2Kor 10,1).
Die Gemeinde ist verpflichtet, denjenigen, der in einer Übertretung verwickelt ist, mit einem Geist der Sanftmut wiederherzustellen. Der Übertreter muss wissen, dass die Gemeinde ein Ort ist, an dem er Gnade finden wird: „Brüder, wenn auch ein Mensch von einer Übertretung übereilt würde, so helft ihr, die ihr geistlich seid, einem solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht; und gib dabei acht auf dich selbst, dass du nicht auch versucht wirst!“ (Gal 6,1).
Wenn Christen evangelisieren und den Glauben verteidigen, kann es leicht passieren, dass sie einen stolzen oder streitlustigen Geist entwickeln. Diejenigen, mit denen wir sprechen, müssen das Gespräch mit dem Gefühl verlassen, dass wir sie lieben, und dieses Gefühl kann nur durch Sanftmut vermittelt werden:
„Doch wenn ihr auch leiden solltet um der Gerechtigkeit willen, glückselig seid ihr! Ihr Drohen aber fürchtet nicht und lasst euch nicht beunruhigen; sondern heiligt vielmehr Gott, den Herrn, in euren Herzen! Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, [und zwar] mit Sanftmut und Ehrerbietung; und bewahrt ein gutes Gewissen, damit die, welche euren guten Wandel in Christus verlästern, zuschanden werden in dem, worin sie euch als Übeltäter verleumden mögen“ (1Petr 3,14–16; vgl. 3,3–4).
Und zuletzt, muss eine Gemeinde, wenn sie Einheit erleben will, in aller Demut und Sanftmut leben:
„So ermahne ich euch nun, ich, der Gebundene im Herrn, dass ihr der Berufung würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid, indem ihr mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einander in Liebe ertragt und eifrig bemüht seid, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens“ (Eph 4,1–3).
Bringst du also diese Frucht hervor und kultivierst sie in der Gemeinde? Frag dich selbst: „Heißen mich andere gerne willkommen, wenn ich auf sie zugehe? Kommen andere gerne zu mir, wenn sie Hilfe brauchen?“ Wenn Kinder und Erwachsene dich nicht regelmäßig ansprechen, kann das ein Zeichen dafür sein, dass du in dieser Gnade wachsen musst. Wie können Christen diese Eigenschaft entwickeln? Da es sich um eine Frucht des Geistes handelt, sollten wir Gott bitten, uns seinen Heiligen Geist zu geben, in dem Wissen, dass der Vater ihn uns gerne geben möchte (vgl. Lk 11,13). Wir nehmen auch das Joch Jesu im Glauben auf uns, denn er ist sanftmütig und von Herzen demütig (vgl. Mt 11,29). Wir nehmen das eingepflanzte Wort mit Sanftmut auf (vgl. Jak 1,21), wir streben nach Sanftmut und kämpfen für sie (vgl. 1Tim 6,11–12), und wir ziehen sie jeden Tag bewusst an (vgl. Kol 3,12).
Dieser Artikel wurde ursprünglich in der Zeitschrift Tabletalk veröffentlicht.