Heidelberger Katechismus

1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? 

Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben (Röm 14,8) nicht mir, sondern meinem treuen Heiland Jesus Christus gehöre (1Kor 6,19; 3,23), der mit seinem teuren Blut (1Petr 1,18.19) für alle meine Sünden vollkommen bezahlt (1Joh 1,7; 2,2; 3,8) und mich aus aller Gewalt des Teufels befreit hat und so bewahrt (Joh 6,39), dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Kopf fallen kann (Mt 10,29–31; Lk 21,18), ja, dass mir sogar alles zu meinem Heil dienen muss (Röm 8,28). Darum sichert er mir auch durch seinen Heiligen Geist das ewige Leben (2Kor 1,21.22; Eph 1,13.14) zu und macht mich von Herzen willig und bereit, fortan für ihn zu leben (Röm 8,15.16). 

2. Welche Dinge musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst? 

Drei Dinge (Lk 24,46.47; 1Kor 6,11; Tit 3,3–7). 1. wie groß meine Sünde und mein Elend sind (Joh 9,41; 15,22; Röm 3,9). 2. wie ich von allen meinen Sünden und meinem Elend erlöst werde (Joh 17,3). 3. wie ich Gott für diese Erlösung danken soll (Eph 5,8–11; 1Petr 2,9–12; Röm 6,11–14). 

Vom Elend des Menschen

3. Woher erkennst du dein Elend? 

Aus dem Gesetz Gottes (Röm 3,20). 

4. Was fordert denn das göttliche Gesetz von uns? 

Das fasst Christus für uns in Matthäus 22 zusammen: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und allen Kräften. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten (Mt 22,37–40; Mk 12,30.31; Lk 10,27).

5. Kannst du das alles vollkommen halten? 

Nein (Röm 3,10–12.23; 1Joh 1,8.10), denn ich neige von Natur aus dazu, Gott und meinen Nächsten zu hassen (Röm 8,7; Eph 2,3). 

6. Hat denn Gott den Menschen demnach böse und verkehrt geschaffen? 

Nein (1Mose 1,31). Gott hat den Menschen vielmehr gut und nach seinem Ebenbild geschaffen (1Mose 1,26.27), das heißt in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit, damit er Gott, seinen Schöpfer, richtig erkennen und von Herzen lieben und in ewiger Seligkeit mit ihm leben sollte, um ihn zu loben und zu preisen (2Kor 3,18; Kol 3,10; Eph 4,24). 

7. Woher kommt denn diese verdorbene Art des Menschen? 

Aus dem Fall und Ungehorsam unserer ersten Eltern Adam und Eva im Paradies (1Mose 3; Röm 5,12.18.19), durch den unsere Natur so vergiftet worden ist, dass wir alle in Sünden empfangen und geboren werden (Ps 51,7). 

8. Sind wir aber so verdorben, dass wir ganz und gar zu irgendetwas Gutem unfähig und zu allem Bösen geneigt sind? 

Ja, es sei denn, wir werden durch den Geist Gottes wiedergeboren (Joh 3,5.6; 1Mose 6,5; Hiob 14,4; 15,14; 16,35; Jes 53,6). 

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas von ihm fordert, was der Mensch nicht halten kann? 

Nein (Eph 4,24), denn Gott hat den Menschen so geschaffen, dass er es halten konnte. Der Mensch aber, angestiftet vom Teufel, hat sich und alle seine Nachkommen durch mutwilligen Ungehorsam dieser Gaben beraubt (Röm 5,12). 

10. Will Gott solchen Ungehorsam und Abfall ungestraft hinnehmen? 

Keineswegs (Röm 5,12; Hebr 9,27), sondern er zürnt schrecklich, sowohl über angeborene als auch über begangene Sünden, und will sie nach seinem gerechten Urteil zeitlich und ewig strafen, wie er gesagt hat: Verflucht sei jeder, der nicht alles hält, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht, dass er es tun soll (5Mose 27,26; Gal 3,10).

11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig? Gott ist wohl barmherzig (Röm 5,12; Hebr 9,27; 5Mose 27,26; Gal 3,10), er ist aber auch gerecht. Daher erfordert seine Gerechtigkeit, dass die Sünde, die ja gegen die allerhöchste Majestät Gottes begangen wird, auch mit der höchsten, das heißt der ewigen Strafe an Leib und Seele, bestraft wird (2Mose 34,6–7; 2Mose 20,5; Ps 5,5.6; 2Kor 6,14–16). 

Von der Erlösung des Menschen

12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes zeitliche und ewige Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gnade finden? 

Gott will, dass seiner Gerechtigkeit Genugtuung geleistet wird. Deswegen müssen wir unsere Schuld entweder selbst oder durch einen anderen vollkommen bezahlen (2Mose 20,5; 23,7; Röm 8,3.4). 

13. Können wir denn selbst bezahlen? Keineswegs. 

Wir machen ja sogar unsere Schuld täglich noch größer (Hiob 9,2.3; 15,15.16; Mt 6,12). 

14. Kann aber irgendein einfaches Geschöpf für uns bezahlen? 

Nein. 1. will Gott kein anderes Geschöpf für das strafen, was der Mensch verschuldet hat (Hebr 2,14–18). 2. kann sowieso kein einfaches Geschöpf die Last des ewigen Zornes Gottes gegen die Sünde ertragen und andere davon erlösen (Ps 130,3). 

15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn dann suchen? 

Einen solchen, der ein wahrer und gerechter Mensch und doch stärker als alle Geschöpfe, das heißt zugleich wahrer Gott ist (1Kor 15,21–22.25–26; Jer 33,16; Jes 53,11; 2Kor 5,21; Hebr 7,15–17; Jes 7,14; Röm 9,5, Jer 23,6). 

16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein? 

Weil die Gerechtigkeit Gottes fordert, dass die menschliche Natur, die gesündigt hat, für die Sünde bezahlen soll. Aber einer, der selbst ein Sünder ist, könnte nicht für andere bezahlen (Röm 5,12.15; 1Petr 3,18; Jes 53,3–5). 

17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein? 

Damit er durch die Kraft seiner göttlichen Natur die Last des Zorns Gottes an seiner menschlichen Natur ertragen und uns die Gerechtigkeit und das Leben erwerben und zurückgeben kann (Jes 53,8; Apg 2,24; 1Petr 3,18; Joh 3,16; Apg 20,28; 1 Joh 1,2).

18. Wer ist aber dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer gerechter Mensch ist? 

Unser Herr Jesus Christus, der uns zur vollkommenen Erlösung und Gerechtigkeit geschenkt worden ist (Mt 1,23; Lk 2,11; 1Tim 3,16; 1Kor 1,30). 

19. Woher weißt du das? 

Aus dem heiligen Evangelium, das Gott selbst am Anfang im Paradies offenbart hat. Danach hat er es durch die heiligen Erzväter und Propheten verkündigen lassen und durch die Opfer und andere Zeremonien vorgebildet. Schließlich hat er es durch seinen geliebten Sohn erfüllt (1Mose 3,15; 1Mose 22,18; 49,10.11; Röm 1,2; Hebr 1,1; Apg 3,22–24; 10,43; Joh 5,46; Hebr 10,7; Röm 10,4; Gal 4,4.5). 

20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, wie sie durch Adam verlorengegangen sind? 

Nein, sondern allein diejenigen, die durch wahren Gauben Teil seines Leibes werden und alle seine Wohltaten annehmen (Joh 1,12.13; Jes 53,11; Ps 2,12; Röm 11,20; Hebr 4,2–3; 10,39). 

21. Was ist wahrer Glaube? 

Wahrer Glaube ist nicht allein die sichere Erkenntnis, durch die ich alles für wahr halte, was uns Gott in seinem Wort offenbart hat, sondern auch ein herzliches Vertrauen, das der Heilige Geist durch das Evangelium in mir schafft, dass nicht nur anderen, sondern auch mir Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und Seligkeit von Gott aus lauter Gnade geschenkt wird, allein um des Verdienstes Christi willen (Jak 1,6; Röm 4,16–18; 5,1; 2Kor 4,13; Eph 2,8; Mt 16,17; Phil 1,19–20; Röm 1,16; 10,17; Hebr 11,1–2; Röm 1,17; Eph 2,7–9; Röm 3,24–25; Gal 2,16). 

22. Was muss ein Christ denn glauben? 

Alles, was uns im Evangelium verheißen wird, wie es im allgemein anerkannten Apostolischen Glaubensbekenntnis zusammenfassend gelehrt wird (Joh 20,31; Mt 28,20).

23. Wie lautet es denn? 

Ich glaube an Gott (Joh 20,31; Mt 28,20), den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel, sitzt er zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige allgemeine christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen. 

24. Wie ist das Glaubensbekenntnis gegliedert? 

In drei Teile. Der erste handelt von Gott, dem Vater und unserer Erschaffung. Der zweite von Gott, dem Sohn und unserer Erlösung. Der dritte von Gott, dem Heiligen Geist und unserer Heiligung. 

25. Wenn Gott einer ist, warum nennst du dann drei, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist? 

Weil sich Gott so in seinem Wort offenbart hat, dass diese drei unterschiedlichen Personen der eine, wahrhaftige und ewige Gott sind (5Mose 6,4; Jes 61,1; Ps 110,1; Mt 3,16–17; 28,19; 1Joh 5,7). 

Von Gott, dem Vater

26. Was glaubst du, wenn du sagst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“? 

Dass der ewige Vater unseres Herrn Jesus Christus, der den Himmel und die Erde und alles, was darin ist aus nichts geschaffen hat und sie weiter durch seinen ewigen Ratschluss und seine Vorsehung erhält und regiert, um seines Sohnes Christus willen mein Gott und Vater ist, dem ich so vertraue, dass ich nicht zweifele, dass er mich mit allem versorgen wird, was mein Leib und meine Seele benötigen, und dass er alles Schlechte, das er mir in diesem Jammertal zuweist, zu meinem Nutzen wendet, was er als ein allmächtiger Gott tun kann und als mein treuer Vater auch tun möchte (Gal 4,5–7; Eph 1,5; Joh 1,12; Röm 8,15; 1Mose 1; Ps 33,6; Ps 104,2–5; Mt 10,29–30; Hebr 1,3; Ps 115,3; Ps 55,23; Mt 6,25–26; Lk 12,22–24; Röm 8,28; Röm 10,12; Mt 6,26; 7,9–11).

27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes? 

Die allmächtige und allgegenwärtige Kraft Gottes, durch die er Himmel und Erde einschließlich aller Geschöpfe wie durch seine Hand weiter erhält und so regiert, dass Laub und Gras, Regen und Dürre, fruchtbare und unfruchtbare Jahre, Essen und Trinken, Gesundheit und Krankheit, Reichtum und Armut, und alles andere nicht zufällig, sondern aus seiner väterlichen Hand zu uns kommen (Apg 17,25–28; Hebr 1,2–3; Jer 5,24; Apg 14,17; Joh 9,3; Spr 22,2). 

28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und der Vorsehung Gottes? 

Dass wir in allen Widerwärtigkeiten geduldig, im Glück dankbar und im Blick auf die Zukunft voller Zuversicht zu unserem treuen Gott und Vater sein können, dass uns kein Geschöpf von seiner Liebe scheiden wird, zumal alle Geschöpfe so in seiner Hand sind, dass sie sich ohne seinen Willen nicht einmal regen oder bewegen können (Röm 5,3; Jak 1,3; Hiob 1,21; 5Mose 8,10; 1Thess 5,18; Röm 8,38–39; Hiob 1,12; Apg 17,25–28; Spr 21,1).

Von Gott, dem Sohn

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt Retter, genannt? 

Weil er uns von unseren Sünden rettet und weil bei keinem anderen das Heil zu suchen oder zu finden ist (Mt 1,21; Hebr 7,25; Apg 4,12). 

30. Glauben denn auch die an den einen Retter Jesus, die Seligkeit und Heil bei Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen? 

Nein. Vielmehr leugnen sie durch ihre Taten den einzigen Retter und Heiland Jesus, selbst wenn sie sich seiner rühmen. Denn entweder ist Jesus kein vollkommener Heiland oder diejenigen, die diesen Heiland in wahrem Glauben annehmen, haben in ihm alles, was zu ihrem Heil nötig ist (1Kor 1,13.30–31; Gal 5,4; Jes 9,5; Kol 1,19–20; 2,10; Joh 1,16).

31. Warum wird er Christus, das heißt Gesalbter, genannt? 

Weil er vom Vater dazu verordnet und mit Heiligem Geist gesalbt worden ist, erstens unser oberster Prophet und Lehrer zu sein, der uns den heimlichen Ratschluss und Willen Gottes von unserer Erlösung vollkommen offenbart, zweitens unser einziger Hohepriester zu sein, der uns mit dem ein für allemal vollzogenen Opfer seines Leibes erlöst hat und uns stets mit seiner Fürbitte vor dem Vater vertritt, und drittens unser ewiger König zu sein, der uns mit seinem Wort und Geist regiert und im Hinblick auf die für uns erworbene Erlösung schützt und erhält (Hebr 1,9; 5Mose 18,15; Apg 3,22; Joh 1,18; 15,15; Ps 110,4; Hebr 7,21; Röm 8,34; 5,9–10; Ps 2,6; Lk 1,33; Mt 28,18). 

32. Aber warum wirst du als Christ bezeichnet? 

Weil ich durch den Glauben ein Glied Christi geworden bin und so an seiner Salbung Anteil habe, damit auch ich seinen Namen bekenne, mich ihm als lebendiges Dankopfer hingebe und mit freiem Gewissen in diesem Leben gegen die Sünde und den Teufel kämpfe und danach in Ewigkeit mit ihm über alle Geschöpfe herrsche (Apg 2,17; 11,26; 1Joh 2,27; Joel 3,1; Mk 8,38; Röm 12,1; Offb 5,8.10; 1Petr 2,9; Offb 1,6; 1Tim 1,18.19; 2Tim 2,12). 

33. Warum heißt er Gottes einziggeborener Sohn, wo wir doch auch Kinder Gottes sind? 

Weil Christus allein der ewige natürliche Sohn Gottes ist, wir aber sind um seinetwillen aus Gnade als Kinder Gottes adoptiert worden (Joh 1,14.18; Hebr 1,2; Röm 8,15–17; Eph 1,5–6). 

34. Warum nennst du ihn unseren „Herrn“? 

Weil er uns mit Leib und Seele von der Sünde und aus aller Gewalt des Teufels nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem teuren Blut zu seinem Eigentum erlöst und erkauft hat (1Petr 1,18–19; 2,9; 1Kor 6,20; 7,23). 

35. Was heißt, dass er „empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“? 

Dass der ewige Sohn Gottes, der wahrer und ewiger Gott ist und bleibt, wahre menschliche Natur aus dem Fleisch und Blut der Jungfrau Maria durch das Wirken des Heiligen Geistes angenommen hat, um auch der wahre Nachkomme Davids zu sein, seinen Brüdern in allem gleich, mit Ausnahme der Sünde (Joh 1,1; Röm 1,3–4; 9,5; Mt 1,18–20; Lk 1,35; Gal 4,4; Joh 1,14; Ps 132,11; Röm 1,3; Phil 2,7; Hebr 4,15).

36. Was nützt dir die heilige Empfängnis und Geburt Christi? 

Dass er unser Mittler ist und mit seiner Unschuld und vollkommenen Heiligkeit meine Sünde, in der ich empfangen wurde, vor Gottes Angesicht bedeckt (Hebr 2,16–17; Ps 32,1–2; 1Kor 1,30). 

37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“? 

Dass er an Leib und Seele die ganze Zeit seines Lebens auf Erden, besonders aber am Ende desselben, den Zorn Gottes gegen die Sünde des ganzen menschlichen Geschlechts getragen hat, um durch sein Leiden als einmaligem Sühnopfer unseren Leib und unsere Seele von der ewigen Verdammnis zu erlösen und uns Gottes Gnade, Gerechtigkeit und ewiges Leben zu erwerben (1Petr 2,24; Jes 53,12; 1Joh 2,2; 4,10; Röm 3,25–26). 

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten? 

Um unschuldig von dem weltlichen Richter verurteilt zu werden und uns damit von dem strengen Urteil Gottes, das über uns ergehen sollte, zu befreien (Apg 4,27–28; Lk 23,13–15; Joh 19,4; Ps 69,5; Jes 53,4–5; 2Kor 5,1; Gal 3,13). 

39. Hat es besondere Bedeutung, dass er gekreuzigt worden ist, und nicht irgendeinen anderen Tod gestorben ist? 

Ja, denn dadurch kann ich sicher sein, dass er die Verurteilung, die auf mir lag, auf sich genommen hat, da ja der Kreuzestod von Gott verflucht worden war (Gal 3,13–14; 5Mose 21,23). 

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen? 

Weil wegen der Gerechtigkeit und Wahrheit Gottes auf keine andere Weise für unsere Sünden bezahlt werden konnte als durch den Tod des Sohnes Gottes (1Mose 2,17; Hebr 2,9.14–15). 

41. Warum ist er begraben worden? 

Um zu bezeugen, dass er wirklich gestorben ist (Mat 27,59–60; Lk 23,52–53; Joh 19,38–42; Apg 13,29). 

42. Wenn also Christus für uns gestorben ist, warum müssen wir dann auch sterben? 

Unser Tod ist keine Bezahlung für unsere Sünde, sondern nur ein Absterben der Sünden und der Eingang ins ewige Leben (Joh 5,24; Phil 1,23; Röm 7,24–25).

43. Welchen Nutzen bringt uns das Opfer und der Kreuzestod Christi außerdem? 

Dass durch seine Kraft unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt, getötet und begraben wird, damit die bösen Begierden des Fleisches nicht mehr in uns regieren, sondern wir uns selbst aus Dankbarkeit ihm gegenüber aufopfern (Kol 2,12; Röm 6,6–8.11.12; Röm 12,1). 

44. Warum folgt: „hinabgestiegen in das Reich des Todes“? 

Damit ich in meinen schlimmsten Anfechtungen sicher sein kann, dass mein Herr Jesus Christus mich durch seine unaussprechliche Angst, Schmerzen und Schrecken, die auch er an seiner Seele am Kreuz und schon zuvor erlitten hat, von der höllischen Angst und Pein erlöst hat (Jes 53,10; Mt 27,46). 

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi? 

1. hat er durch seine Auferstehung den Tod überwunden, um uns an der Gerechtigkeit, die er uns durch seinen Tod erworben hat, teilhaben zu lassen (1Petr 1,3–5.21; 1Kor 15,17.54–55; Röm 4,25). 

2. werden wir jetzt durch seine Kraft zu einem neuen Leben erweckt (Röm 6,4; Kol 3,1–4; Eph 2,5). 

3. ist die Auferstehung Christi für uns ein sicheres Pfand unserer eigenen seligen Auferstehung (1Kor 15,12; Röm 8,11). 

46. Was verstehst du darunter, dass er in den Himmel aufgefahren ist? 

Dass Christus vor den Augen seiner Jünger von der Erde zum Himmel aufgehoben worden ist und dort für uns eintritt, bis er wiederkommt, zu richten die Lebenden und die Toten (Mk 16,19; Lk 24,51; Hebr 4,14; 7,24–25; Röm 8,34; Eph 4,10; Kol 3,1; Apg 1,11; Mt 24,30). 

47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er es uns verheißen hat? 

Christus ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Was seine menschliche Natur angeht, ist er jetzt nicht auf Erden, aber nach seinem göttlichen Wesen, seiner Majestät, seiner Gnade und seinem Geist weicht er nie mehr von uns Mt 28,20; Joh 16,28; 17,11; Mt 26,11; Apg 3,21; Joh 14,17–20; 16,13; Mt 28,20; Eph 4,8). 

48. Werden aber auf diese Weise die zwei Naturen in Christus nicht voneinander getrennt, wenn die menschliche Natur nicht überall ist, wo die göttliche ist? 

Keineswegs. Denn weil die göttliche Natur unbegreiflich und allgegenwärtig ist, folgt notwendig, dass sie wohl außerhalb ihrer angenommenen menschlichen Natur und dennoch nichtsdestoweniger auch in derselben ist und persönlich mit ihr vereinigt bleibt (Apg 7,49; Jer 23,24; Kol 2,9; Mt 28,6; Joh 3,13; 11,15).

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi? 

1. dass er im Himmel vor dem Angesicht seines Vaters unser Fürsprecher ist (1Joh 2,1; Röm 8,34). 

2. haben wir im Blick auf unsere leibliche Auferstehung ihn als sicheres Pfand im Himmel, dass er als das Haupt auch uns als seine Glieder zu sich hinauf nehmen wird (Joh 14,2; 20,17; Eph 2,6). 

3. sendet er uns seinen Geist als Gegenpfand herab, durch dessen Kraft wir das suchen, was oben ist, wo Christus ist, der zur Rechten Gottes sitzt, und nicht das, was auf Erden ist (Joh 14,16; Apg 2,33; 2Kor 1,21–22; 5,5; Kol 3,1; Phil 3,14). 

50. Warum wird hinzugefügt, dass er zur Rechten Gottes sitzt? 

Weil Christus aus dem Grund in den Himmel aufgefahren ist, um sich selbst als das Haupt seiner christlichen Kirche zu erweisen, durch das der Vater alles regiert (Eph 1,20–23; Kol 1,18; Mt 28,18; Joh 5,22). 

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus? 

1. dass er durch seinen Heiligen Geist auf uns, seine Glieder, die himmlischen Gaben ausgießt (Eph 1,20–23; Kol 1,18; Mt 28,18; Joh 5,22). 

2. dass er uns durch seine Macht vor allen Feinden schützt und erhält (Eph 4,10–12). 

52. Inwiefern ist die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“, ein Trost für dich? 

Weil ich in aller Trübsal und Verfolgung mit aufgerichtetem Haupt eben diesen Richter, der sich zuvor für mich dem Gericht Gottes gestellt hat und alle Verurteilung von mir weggenommen hat, aus dem Himmel erwarte, der alle seine und meine Feinde in die ewige Verdammnis schicken wird, mich aber und alle Auserwählten zu sich in die himmlische Freude und Herrlichkeit nehmen wird (Lk 21,28; Röm 8,23–24; Phil 3,20–21; Tit 2,13; 1Thess 4,16–17; 2Thess 1,6–10; Mt 25,41). 

Von Gott, dem Heiligen Geist

53. Was glaubst du von dem Heiligen Geist? 

1. dass er wie der Vater und der Sohn der ewige Gott ist (1Mose 1,2; Jes 48,16; 1Kor 3,16; 6,19; Apg 5,3–4). 

2. dass er auch mir gegeben worden ist, um mich durch wahren Glauben an Christus an allen seinen Wohltaten Anteil haben zu lassen, und um mich zu trösten und bis in Ewigkeit bei mir zu bleiben (Mt 28,19–20; 2Kor 1,21–22; 1Kor 6,17; Gal 3,14; 1Petr 1,2; Apg 9,31; Joh 14,16; 1Petr 4,14).

54. Was glaubst du von der heiligen, allgemeinen christlichen Kirche? 

Dass der Sohn Gottes sich aus der ganzen Menschheit vom Anbeginn der Welt bis ans Ende eine auserwählte Gemeinde zum ewigen Leben sammelt, schützt und erhält, die durch seinen Geist und sein Wort im wahren Glauben vereint ist, und dass ich ein lebendiges Glied derselben bin und auch ewig bleiben werde (Joh 10,11; 1Mose 26,4; Röm 8,29–30; Eph 1,10–13; Jes 59,21; Röm 1,16; Röm 10,14–17; Eph 5,26; Apg 2,46; Eph 4,3–6; Ps 71,18; 1Kor 11,26; Mt 16,18; Joh 10,28–30; 1Kor 1,8–9; 1Joh 3,31; 1Joh 2,19). 

55. Was verstehst du unter der Gemeinschaft der Heiligen? 

1. dass alle Gläubigen gemeinsam und jeder für sich als Glieder Anteil an dem Herrn Christus und an allen seinen Schätzen und Gaben haben (1Joh 1,3; 1Kor 1,9; Röm 8,32). 

2. dass jeder einzelne sich in der Pflicht weiß, seine Gaben zum Nutzen und Heil der anderen Glieder bereitwillig und mit Freude einzusetzen (1Kor 12,12–13.21; 13,5–6; Phil 2,4–6). 

56. Was glaubst du von der Vergebung der Sünden? 

Dass Gott wegen der Genugtuung, die Christus geleistet hat, alle meine Sünden und die sündige Art, mit der ich mein Leben lang zu kämpfen habe, für immer vergessen will, und mir stattdessen aus Gnade die Gerechtigkeit Christi schenkt, so dass ich niemals ins Gericht komme (1Joh 2,2; 2Kor 5,19.21; Ps 103,3.10.12; Jer 31,34; Röm 7,24–25; 8,1–4; Joh 3,18).

57. Welchen Trost gibt dir die Auferstehung des Leibes? 

Dass nicht nur meine Seele direkt nach diesem Leben zu Christus, ihrem Haupt, aufgenommen wird, sondern dass auch mein Körper durch die Kraft Christi auferweckt, wieder mit meiner Seele vereinigt und dem herrlichen Leib Christi gleichförmig werden wird (Lk 23,43; Phil 1,21–23; 1Kor 15,53–54; Hiob 19,23–27; 1Joh 3,2; Phil 3,21). 

58. Welchen Trost gibt dir der Artikel vom ewigen Leben? 

Dass, nachdem ich jetzt den Anfang der ewigen Freude in meinem Herzen empfinde, ich nach diesem Leben vollkommene Seligkeit besitzen werde, die kein Auge gesehen, kein Ohr gehört und die nie in das Herz eines Menschen gekommen ist, um Gott ewig darin zu preisen (2Kor 5,2–3; 1Kor 2,9; Joh 17,3).

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du dies alles glaubst? 

Dass ich in Christus vor Gott gerecht und ein Erbe des ewigen Lebens bin (Hab 2,4; Röm 1,17; Joh 3,36). 

60. Wie bist du gerecht vor Gott? 

Allein durch wahren Glauben an Jesus Christus, und zwar so, dass, obwohl mich mein Gewissen anklagt, dass ich gegen alle Gebote Gottes schwer gesündigt und keines von ihnen jemals gehalten habe und ich auch immer noch zu allem Bösen neige, Gott mir trotzdem ohne irgendeinen Verdienst meinerseits aus lauter Gnade die vollkommene Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi schenkt und zurechnet, als hätte ich niemals eine einzige Sünde begangen oder gehabt und selbst den ganzen Gehorsam vollbracht, den Christus für mich geleistet hat, wenn ich nur diese Wohltat mit gläubigem Herzen annehme (Röm 3,21–25.28; Gal 2,16; Eph 2,8–9; Phil 3,9; Röm 3,9–20; Röm 7,23; Tit 3,5; Röm 3,24; Eph 2,8; 1Joh 2,1–2; Röm 4,4–5; 2Kor 5,21; Röm 3,22; Joh 3,18). 

61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist? 

Es ist nicht etwa so, dass ich wegen der Würdigkeit meines Glaubens Gott gefalle, sondern weil allein die Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi meine Gerechtigkeit vor Gott ist und ich diese nicht anders als nur durch den Glauben annehmen und mir zueignen kann (1Kor 1,30; 2,2; 1Joh 5,10). 

62. Warum können aber unsere guten Werke nicht die Gerechtigkeit vor Gott oder wenigstens ein Teil davon sein? 

Weil die Gerechtigkeit, die vor Gottes Gericht bestehen kann, absolut vollkommen sein und dem göttlichen Gesetz ganz und gar entsprechen muss. Aber selbst unsere besten Werke in diesem Leben sind alle unvollkommen und mit Sünden befleckt (Gal 3,10; 5Mose 27,26; Jes 64,5). 

63. Bringen uns unsere Werke gar keinen Verdienst, obwohl sie Gott doch in diesem und im zukünftigen Leben belohnen will? 

Diese Belohnung erfolgt nicht aufgrund von Verdiensten, sondern aus Gnade (Lk 17,10).

64. Macht aber diese Lehre die Leute nicht sorglos und ruchlos? Nein, denn es ist unmöglich, dass diejenigen, die durch wahren Glauben in Christus eingepflanzt sind, keine Frucht der Dankbarkeit hervorbringen (Mt 7,18). 

Von den heiligen Sakramenten

65. Wenn nun allein der Glaube uns an Christus und an allen seinen Wohltaten teilhaben lässt, woher kommt dann dieser Glaube? 

Der Heilige Geist bewirkt ihn in unseren Herzen durch die Predigt des heiligen Evangeliums und bestätigt ihn durch den Gebrauch der heiligen Sakramente (Eph 2,8–9; Joh 3,5; Mt 28,19–20; 1Petr 1,22–23). 

66. Was sind die Sakramente? 

Es sind sichtbare heilige Wahrzeichen und Siegel, die Gott dazu eingesetzt hat, um uns durch ihren Gebrauch die Verheißung des Evangeliums besser verständlich zu machen und zu besiegeln: Nämlich dass er uns wegen des einen Opfers Christi, das er am Kreuz vollbracht hat, Vergebung der Sünden und ewiges Leben aus Gnade schenkt (5Mose 30,6; 3Mose 6,18; 1Mose 17,11; Röm 4,11; Hebr 9,8–9.24; Hes 20,12). 

67. Sind denn sowohl das Wort als auch die Sakramente dafür da, um unseren Glauben an das Opfer Jesu Christi am Kreuz als die einzige Grundlage unseres Heils zu erweisen? 

Allerdings. Denn der Heilige Geist lehrt im Evangelium und bestätigt durch die heiligen Sakramente, dass unser ganzes Heil auf dem Fundament des einen Opfers Christi steht, das am Kreuz für uns geschehen ist (Röm 6,3; Gal 3,27). 

68. Wieviele Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt? 

Zwei: Die heilige Taufe und das heilige Abendmahl. 

Von der heiligen Taufe

69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und versichert, dass das eine Opfer am Kreuz dir zugute kommt? 

Folgendermaßen: Christus hat dieses äußerliche Wasserbad eingesetzt und dabei verheißen, dass ich ebenso sicher mit seinem Blut und Geist von der Unreinheit meiner Seele, das heißt von allen meinen Sünden, gewaschen worden bin, wie ich äußerlich mit dem Wasser, das die Unsauberkeit des Leibes wegzunehmen pflegt, gewaschen wurde (Mt 28,19–20; Apg 2,38; Mt 3,11; Mk 16,16; Röm 6,3–4; Mk 1,4; Lk 3,3). 

70. Was heißt es, mit dem Blut und Geist Christi gereinigt zu sein? 

Es heißt, Vergebung der Sünden von Gott aus Gnade zu haben, wegen des Blutes Christi, das er in seinem Opfer am Kreuz für uns vergossen hat. Außerdem, dass er uns auch durch den Heiligen Geist erneuert und zu einem Glied Christi geheiligt hat, damit wir immer mehr der Sünde absterben und ein gottesfürchtiges, unsträfliches Leben führen (Hebr 12,24; 1Petr 1,2; Offb 1,5; Sach 13,1; Hes 36,25–27; Joh 1,33; 3,5; 1Kor 6,11; 12,13; Röm 6,4; Kol 2,11–12). 

71. Wo hat Christus verheißen, dass wir mit seinem Blut und Geist so sicher wie mit dem Taufwasser gewaschen sind? 

In der Einsetzung der Taufe, die folgendermaßen lautet: „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ „Wer glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ Diese Verheißung wird auch wiederholt, wenn die Schrift die Taufe das Bad der Wiedergeburt und Abwaschung der Sünden nennt (Mt 28,19; Mk 16,16; Tit 3,5; Apg 22,16). 

72. Ist denn das äußerliche Wasserbad bereits die Abwaschung der Sünden? 

Nein, denn allein das Blut Jesu Christi und der Heilige Geist reinigen uns von allen Sünden (Eph 5,26; Mt 3,11; 1Petr 3,21; 1Joh 1,7; 1Kor 6,11).

73. Warum nennt dann der Heilige Geist die Taufe “das Bad der Wiedergeburt” und “die Abwaschung der Sünden”? 

Gott redet so nicht ohne guten Grund: Er will uns nämlich damit nicht nur beibringen, dass unsere Sünden durch Blut und Geist Christi ebenso wie die Unsauberkeit des Leibes durch Wasser hinweggenommen werden, sondern uns außerdem durch dieses göttliche Pfand und Wahrzeichen die Zusicherung geben, dass wir genauso wahrhaftig geistlich von unseren Sünden gereinigt worden sind, wie wir mit dem leiblichen Wasser gewaschen werden (Offb 1,5; 7,14; 1Kor 6,11; Mk 16,16; Gal 3,17). 

74. Soll man auch kleine Kinder taufen? 

Ja, weil sie genau wie die Erwachsenen in den Bund Gottes und in seine Gemeinde gehören, und ihnen im Blut Christi die Erlösung von den Sünden und der Heilige Geist, der den Glauben bewirkt, nicht weniger als den Erwachsenen zugesagt wird, so sollen sie auch durch die Taufe, die das Zeichen dieses Bundes ist, ein Teil der christlichen Kirche werden und von den Kindern der Ungläubigen unterschieden werden, wie dies im Alten Testament durch die Beschneidung geschehen ist, an deren Stelle im Neuen Testament die Taufe eingesetzt wurde (1Mose 17,7; Mt 19,14; Lk 1,14–15; Ps 22,11; Jes 44,1–3; Apg 2,39; Apg 10,47; 1Mose 17,14; Kol 2,11–13). 

Vom heiligen Abendmahl Jesu Christi

75. Inwiefern erinnert und versichert dich das heilige Abendmahl, dass du an dem einen Opfer Christi am Kreuz und an allen seinen Gütern Anteil hast? 

Folgendermaßen: Christus hat mir und allen Gläubigen befohlen, zur Erinnerung an ihn von diesem gebrochenen Brot zu essen und von diesem Kelch zu trinken. Dabei hat er folgendes verheißen (Joh 6,35.40.47–48.50–56; Apg 3,21; 1Kor 11,26; Eph 3,16–17; 5,29–32; 1Kor 6,15–19; 1Joh 3,24; 4,13; Joh 6,56–58; 14,23; 15,1–6; Eph 4,15–16): 

1. dass sein Leib so sicher für mich am Kreuz geopfert und gebrochen und sein Blut für mich vergossen worden ist, wie ich mit eigenen Augen sehe, dass das Brot des Herrn für mich gebrochen und der Kelch mir gereicht wird. 

2. dass er selbst meine Seele mit seinem gekreuzigten Leib und vergossenen Blut so sicher zum ewigen Leben speist und tränkt, wie ich aus der Hand des Dieners das Brot und den Kelch des Herrn empfange und leiblich genieße, die mir als sichere Wahrzeichen des Leibes und Blutes Christi gegeben werden.

76. Was bedeutet es, den gekreuzigten Leib Christi zu essen und sein vergossenes Blut zu trinken? 

Es bedeutet nicht nur, mit gläubigem Herzen das ganze Leiden und Sterben Christi anzunehmen und dadurch Vergebung der Sünden und ewiges Leben zu bekommen, sondern auch, durch den Heiligen Geist, der zugleich in Christus und in uns wohnt, mit seinem gesegneten Leib immer mehr vereinigt zu werden, so dass wir, obwohl er im Himmel ist und wir auf Erden sind, dennoch Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinem Bein sind und von einem Geist (wie die Glieder unseres Leibs von einer Seele) ewig leben und regiert werden (Joh 6,35.40.47–48.50–56; Apg 3,21; 1Kor 11,26; Eph 3,16–17; 5,29–32; 1Kor 6,15–19; 1Joh 3,24; 4,13; Joh 6,56–58; 14,23; 15,1–6; Eph 4,15–16). 

77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so sicher mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken? 

In der Einsetzung des Abendmahls, die folgendermaßen lautet: 

Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut; das tut, so oft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn so oft ihr von diesem Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt (Mt 26,26–28; Mk 14,22–24; Lk 22,19–20; 1Kor 11,23–25). 

Und diese Verheißung wird auch durch Paulus wiederholt, wenn er sagt: Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist’s, so sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben (1Kor 10,16–17).

78. Wird denn aus Brot und Wein tatsächlich der Leib und das Blut Christi? 

Nein. Wie das Wasser bei der Taufe sich nicht in das Blut Christi verwandelt oder tatsächlich die Sünden abwäscht, sondern ein göttliches Wahrzeichen und eine Versicherung für diese Dinge darstellen, so wird auch das heilige Brot im Abendmahl nicht der Leib Christi selbst, obwohl es nach Art und Gebrauch der Sakramente der Leib Christi genannt wird (Mt 26,29; Mk 14,24; 1Kor 10,16–17; 11,26–28; 1Mose 17,10–19; 2Mose 12,26–27.43.48; 1Petr 3,21; 1Kor 10,1–4; Tit 3,5). 

79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder das Neue Testament in seinem Blut und warum nennt es Paulus die Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi? 

Christus redet so nicht ohne guten Grund: Er will uns nämlich dadurch nicht nur beibringen, dass, genau wie Brot und Wein das zeitliche Leben erhalten, sein gekreuzigter Leib und sein vergossenes Blut wahre Speise und Trank für unsere Seelen zum ewigen Leben sind, sondern er will uns vielmehr durch dieses sichtbare Zeichen und Pfand verbürgen, dass wir durch das Wirken des Heiligen Geistes so wahrhaftig an seinem wahren Leib und Blut teilhaben, wie wir diese heiligen Wahrzeichen mit dem leiblichen Mund zu seinem Gedächtnis empfangen, und dass all sein Leiden und Gehorsam so sicher unser eigen ist, als hätten wir persönlich alles gelitten und vollbracht (Joh 6,51.55; 1Kor 10,16–17). 

80. Was für ein Unterschied besteht zwischen dem Abendmahl des Herrn und der katholischen Messe? 

Das Abendmahl bezeugt uns, dass wir durch das eine Opfer Jesu Christi, das er selbst ein für allemal am Kreuz vollbracht hat, vollkommene Vergebung aller unserer Sünden haben und dass wir durch den Heiligen Geist Teil des Leibes Christi werden, der jetzt in seinem wahren Leib im Himmel zur Rechten des Vaters sitzt und dort angebetet werden will. Die Messe aber lehrt, dass die Lebenden und die Toten nicht durch das Leiden Christi Vergebung der Sünden haben, es sei denn, dass Christus noch täglich für sie von den Messpriestern geopfert wird. Außerdem wird gelehrt, dass Christus leibhaftig unter der Gestalt des Brotes und des Weins ist, und deshalb darin angebetet werden soll. Deswegen ist die Messe im Grunde nichts anderes als eine Verleugnung des einen Opfers und Leidens Christi und ein zu verwerfender Götzendienst (Hebr 7,27; 9,12.25–28; 10,10–14; Joh 19,30; Mt 26,28; Lk 22,19–20; 1Kor 6,17; 10,16–17; Hebr 1,3; 8,1; Joh 4,21–24; 20,17; Lk 24,52; Apg 7,55; Kol 3,1; Phil 3,20–21; 1Thess 1,9–10; Hebr 9,10).

81. Wer darf zum Tisch des Herrn kommen? 

Diejenigen, die sich selbst um ihrer Sünde willen missfallen und dennoch darauf vertrauen, dass ihnen ihre Sünden verziehen und ihre übrige Schwachheit mit dem Leiden und Sterben Christi bedeckt ist, und die immer mehr ihren Glauben stärken und ihr Leben verbessern wollen. Aber die Unbußfertigen und Heuchler essen und trinken sich selbst zum Gericht (1Kor 11,20.34; Jes 1,11–15; 66,3; Jer 7,21–23; Ps 50,16–17). 

82. Sollen aber zu diesem Abendmahl auch diejenigen zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen? 

Nein, denn damit wird der Bund Gottes geschmäht und sein Zorn über die ganze Gemeinde gereizt. Deshalb hat die christliche Kirche die Pflicht, nach der Ordnung Christi und seiner Apostel solche Leute bis zur Besserung ihres Lebens durch das Amt der Schlüssel auszuschließen (1Kor 11,20.34; Jes 1,11–15; 66,3; Jer 7,21–23; Ps 50,16–17). 

83. Was ist das Amt der Schlüssel? 

Die Predigt des heiligen Evangeliums und die christliche Gemeindezucht. Durch diese beiden Dinge wird das Himmelreich den Gläubigen aufgeschlossen und den Ungläubigen zugeschlossen (Mt 16,18–19; 18,18). 

84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen? 

Folgendermaßen: Nach dem Befehl Christi wird allen Gläubigen verkündigt und öffentlich bezeugt, dass ihnen, sooft sie die Verheißung des Evangeliums mit wahrem Glauben annehmen, von Gott wahrhaftig alle ihre Sünden um des Verdienstes Christi willen vergeben sind. Auf der anderen Seite wird allen Ungläubigen und Heuchlern gesagt, dass der Zorn Gottes und die ewige Verdammnis auf ihnen liegen, solange sie sich nicht bekehren. Nach diesem Zeugnis des Evangeliums wird Gott beiden Gruppen in diesem und im zukünftigen Leben das Urteil sprechen (Joh 20,21–23; Mt 16,19).

85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Gemeindezucht auf- und zugeschlossen? 

Folgendermaßen: Nach dem Befehl Christi werden diejenigen, die sich zwar Christen nennen, aber unchristlich lehren oder leben, nachdem sie etliche Male brüderlich ermahnt worden sind, ohne von ihren Irrtümern oder Sünden Abstand zu nehmen, der Kirche bzw. denen, die von der Kirche damit beauftragt worden sind, gemeldet, und wenn sie sich auch um die Ermahnung durch diese Leute nicht kümmern, werden sie von ihnen durch die Verweigerung der heiligen Sakramente aus der christlichen Gemeinde und von Gott selbst aus dem Reich Christi ausgeschlossen, jedoch wieder als Glieder Christi und der Kirche angenommen, wenn sie aufrichtige Besserung versprechen und zeigen (Mt 18,15–18; 1Kor 5,3–5.11; 2Thess 3,14–15; 2Joh 10,11). 

Von der Dankbarkeit

86. Wenn wir nun aus unserem Elend völlig ohne unsere Verdienste aus Gnade durch Christus erlöst worden sind, warum sollen wir dann gute Werke tun? 

Weil Christus, nachdem er uns mit seinem Blut erkauft hat, uns auch durch seinen Heiligen Geist zu seinem Ebenbild erneuert, damit wir uns mit unserem ganzen Leben Gott gegenüber für seine Wohltaten als dankbar erweisen und er durch uns gepriesen wird. Außerdem, damit wir selbst unseres Glaubens durch dessen Früchte gewiss sein können und mit unserem gottesfürchtigen Leben auch unsere Nächsten für Christus gewinnen (1Kor 6,20; Röm 6,13; 12,1–2; Mt 5,16; 1Petr 2,5.9–12; 2Petr 1,10; Mt 7,17–18; Gal 5,6.22; 1Petr 3,1–2; Röm 14,19). 

87. Können denn diejenigen nicht gerettet werden, die sich nicht von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben zu Gott bekehren? 

Keineswegs. Denn wie die Schrift sagt: Weder Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Homosexuelle, Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes ererben (1Kor 6,9–10; Eph 5,5–6; 1Joh 3,14–15). 

88. Woraus besteht denn die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen? 

Aus zwei Dingen: Dem Sterben des alten und dem Auferstehen des neuen Menschen (Röm 6,4–6; Eph 4,22–24; Kol 3,5–10; 1Kor 5,7).

89. Was ist das Sterben des alten Menschen? 

Die Sünde von Herzen leid zu sein und sie immer mehr zu hassen und zu meiden (Röm 8,13; Joel 2,13). 

90. Was ist das Auferstehen des neuen Menschen? 

Herzliche Freude in Gott durch Christus sowie Lust und Liebe zu haben, nach dem Willen Gottes in allen guten Werken zu leben. 

91. Was sind denn gute Werke? 

Nur solche, die aus wahrem Glauben nach dem Gesetz Gottes ihm zu Ehren geschehen und nicht auf unserem Gutdünken oder menschlichen Bestimmungen beruhen (Röm 5,1; 14,17; Jes 57,15; Röm 6,10–11; Gal 2,20). 

92. Wie lautet das Gesetz des Herrn? 

Und Gott redete alle diese Worte: (Röm 14,23; 1Sam 15,22; Eph 2,10; 1Kor 10,31; Mt 15,9; Hes 20,18–19; Jes 29,13; 5Mose 13,1) 

Das erste Gebot 

Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. 

Das zweite Gebot 

Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten. 

Das dritte Gebot 

Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.

Das vierte Gebot 

Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn. 

Das fünfte Gebot 

Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird. 

Das sechste Gebot 

Du sollst nicht töten. 

Das siebte Gebot 

Du sollst nicht ehebrechen. 

Das achte Gebot 

Du sollst nicht stehlen. 

Das neunte Gebot 

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. 

Das zehnte Gebot 

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat. 

93. Wie werden diese Gebote eingeteilt? 

In zwei Tafeln, von denen die erste vier Gebote umfasst, die lehren, wie wir uns Gott gegenüber verhalten sollen. Die zweite umfasst sechs Gebote, die lehren, was wir unserem Nächsten schuldig sind (2Mose 34,28; 5Mose 4,13; 10,3–4; Mt 22,37–40).

94. Was fordert der Herr im ersten Gebot? 

Dass ich, um Heil und Seligkeit meiner Seele nicht zu verlieren, allen Götzendienst, Zauberei, Aberglauben und das Anrufen der Heiligen oder anderer Geschöpfe meiden und fliehen soll. Außerdem soll ich den einen wahren Gott recht erkennen, ihm allein vertrauen, in aller Demut und Geduld von ihm allein alles Gute erwarten und ihn von ganzem Herzen lieben, fürchten und ehren, so dass ich eher alle Geschöpfe preisgebe, als im geringsten gegen seinen Willen zu verstoßen (1Kor 6,9–10; 10,7.14; 3Mose 19,31; Mt 4,10; 5Mose 18,10–12; Offb 19,10; 22,8.9). 

95. Was ist Götzendienst? 

Anstelle des einen wahren Gottes, der sich in seinem Wort offenbart hat, oder neben demselben etwas anderes zu erfinden oder zu haben, auf das man sein Vertrauen setzt (Eph 5,5; 1Chron 16,26; Phil 3,19; Joh 5,23; Gal 4,8; Eph 2,12; 1Joh 2,23; 2Joh 9). 

96. Was will Gott im zweiten Gebot? 

Dass wir Gott auf keine Art und Weise abbilden oder irgendwie anders verehren, als er in seinem Wort befohlen hat (5Mose 4,15–19; Jes 40,18–20.25; Röm 1,23–24; Apg 17,29; 1Sam 15,23; Mt 15,9; 5Mose 12,30–32). 

97. Darf man denn gar kein Bild anfertigen? 

Gott kann und darf auf keine Weise abgebildet werden. Was die Geschöpfe angeht, so dürfen sie zwar abgebildet werden, aber Gott verbietet, dass man von ihnen ein Bild macht oder besitzt, um sie zu verehren oder ihnen damit zu dienen (2Mose 23,24; 34,13–14; 4Mose 33,52; 5Mose 7,5; 12, 3; 16,22; 2Kön 18,4). 

98. Dürfen aber nicht die Bilder als die „Bücher der Laien“ in den Kirchen geduldet werden?

Nein, denn wir sollen nicht weiser sein als Gott, der seine Christenheit nicht durch stumme Götzen, sondern durch die lebendige Predigt seines Wortes unterwiesen haben möchte (Jer 10,8; Hab 2,18–19; 2Petr 1,19).

99. Was will das dritte Gebot? 

Dass wir weder durch Fluchen oder falsche Eide noch durch unnötiges Schwören den Namen Gottes lästern oder missbrauchen oder durch unser Stillschweigen und Zusehen an solchen schrecklichen Sünden teilhaben. Und zusammengefasst, dass wir den heiligen Namen Gottes nicht anders als mit Furcht und Ehrerbietung gebrauchen, damit er von uns recht bekannt, angerufen und in allen unseren Worten und Werken gepriesen wird (3Mose 24,10–16; 3Mose 19,12; Mt 5,37; Jak 5,12; Jes 45,23; Mt 10,32; 1Tim 2,8; 6,1; Röm 2,24; Kol 3,16–17). 

100. Ist denn mit Schwören und Fluchen Gottes Namen zu lästern eine so schwere Sünde, dass Gott auch denen zürnt, die, soweit es an ihnen liegt, nicht mithelfen, es zu verhindern und zu verbieten? 

Allerdings. Denn keine Sünde ist größer oder erzürnt Gott heftiger als die Lästerung seines Namens. Darum hat er auch befohlen, sie mit dem Tod zu bestrafen (3Mose 5,1; 24,15–16). 

101. Kann man denn ohne Gottes Willen zu verletzen, bei Gottes Namen einen Eid schwören? 

Ja, wenn es der Staat von seinen Bürgern fordert oder es sonst notwendig ist, Treue und Wahrheit zu Gottes Ehre und zum Nutzen des Nächsten dadurch zu erhalten und zu fördern. Denn ein solches Schwören ist in Gottes Wort gegründet und daher von den Heiligen im Alten und Neuen Testament richtig gebraucht worden (5Mose 6,13; 10,20; Jes 48,1; Hebr 6,16; 1Mose 21,24; 31,53–54; 1Sam 24,22; 2Sam 3,35; Jes 9,15; 1Kön 1,29; Röm 1,9; 2Kor 1,23). 

102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen einen Eid schwören? 

Nein, denn ein rechtmäßiger Eid ist ein Anrufen Gottes, damit er als der einzige, der die Herzen kennt, die Wahrheit bestätigen möge und mich straft, wenn ich falsch schwöre. Diese Ehre gebührt aber keinem Geschöpf (2Kor 1,23; Mt 5,34–36; Jak 5,12).

103. Was will Gott im vierten Gebot? 

Gott will erstens, dass das Predigtamt und die Schulen erhalten werden und ich, besonders am Feiertag, fleißig zur Gemeinde Gottes komme, um das Wort Gottes zu lernen, die heiligen Sakramente zu gebrauchen, den Herrn öffentlich anzurufen und christliche Almosen zu geben. Zweitens, dass ich alle Tage meines Lebens von meinen bösen Werken ruhe, den Herrn durch seinen Geist in mir wirken lasse und so den ewigen Sabbat in diesem Leben beginne (Tit 1,5; 1Tim 3,14–15; 4,13–16; 5,17; 2Tim 2,2; 3,15; Ps 40,10–11; 68,27; Apg 2,42.46; 1Kor 14,19.29–31; 1Kor 11,3; 1Tim 2,1–3.8–10; 1Kor 14,16; 1Kor 16,2; Jes 66,23). 

104. Was will Gott im fünften Gebot? 

Dass ich meinen Vater und meine Mutter und alle meine Vorgesetzten ehre, liebe und mich ihnen treu erweise und mich aller guten Unterweisung und berechtigten Strafe mit angemessenem Gehorsam unterwerfen und auch mit ihren Schwächen Geduld haben soll, da uns Gott durch ihre Hand regieren will (Eph 5,22; 6,1–2.5; Kol 3,18.20–24: Spr 1,8; 4,1; 15,20; 20,20; 2Mose 21,17; Röm 13,1; Spr 23,22; 1Mose 9,24–25; 1Petr 2,18; Eph 6,4.9; Kol 3,19.21; Röm 13,2–7; Mt 22,21). 

105. Was will Gott im sechsten Gebot? 

Dass ich meinen Nächsten weder mit Gedanken noch mit Worten oder Gebärden, viel weniger aber mit Taten selbst oder durch andere schmähe, hasse, beleidige oder töte. Stattdessen soll ich alle Rachegelüste ablegen und auch mir selbst keinen Schaden zufügen und mich nicht mutwillig in Gefahr begeben. Darum trägt auch der Staat das Schwert, um dem Totschlag zu wehren (Mt 5,21–22.26.52; 1Mose 9,6; Eph 4,26; Röm 12,19; Mt 5,25; 18,35; Röm 13,14; Kol 2,23; (Sir 3,27); Mt 4,7; 2Mose 21,14; Mt 26,52; Röm 13,4). 

106. Geht es denn in diesem Gebot nicht allein ums Töten? 

Gott möchte uns durch das Verbot des Totschlags beibringen, dass er die Wurzel des Totschlags, nämlich Neid, Hass, Zorn und Rachgier hasst und dass alle diese Dinge für ihn als heimlicher Totschlag gelten (Röm 1,28–32; 1Joh 2,9–11; Jak 1,20; Gal 5,19–21; 1Joh 3,15).

107. Ist es aber damit getan, dass wir unseren Nächsten nicht töten? 

Nein, denn indem Gott Neid, Hass und Zorn verurteilt, möchte er von uns, dass wir unseren Nächsten lieben wie uns selbst, ihm mit Geduld, Frieden, Sanftmut, Barmherzigkeit und Freundlichkeit begegnen, Schaden von ihm abwenden, soweit es uns möglich ist, und auch unseren Feinden Gutes tun (Mt 7,12; 22,39; Eph 4,2; Gal 6,1–2; Mt 5,5.7; Lk 6,36; Röm 12,10.18; 2Mose 23,5; Mt 5,44–45; Röm 12,20–21). 

108. Was will das siebte Gebot? 

Dass alle Unzucht von Gott verurteilt wird und dass wir ihr darum von Herzen feindlich gegenüberstehen und rein und selbstbeherrscht leben sollen, sowohl im heiligen Ehestand als auch außerhalb davon (3Mose 18,27–29; Jud 22–23; 1Thess 4,3–5; Hebr 13,4; 1Kor 7,4). 

109. Verbietet Gott in diesem Gebot nur Ehebruch und ähnliche Sünden? 

Da sowohl unser Leib als auch unsere Seele ein Tempel des Heiligen Geistes sind, will er, dass wir beide sauber und heilig bewahren. Daher verbietet er alle unzüchtigen Taten, Gebärden, Worte, Gedanken und Begierden, sowie alles, was den Menschen dazu reizen kann (Eph 5,3–4; 1Kor 6,18–20; Mt 5,27–28; Eph 5,18; 1Kor 15,33). 

110. Was verbietet Gott im achten Gebot? 

Er verbietet nicht allein Diebstahl und Raub, die durch den Staat bestraft werden, sondern Gott bezeichnet auch alle bösen Dinge und Anschläge als Diebstahl, mit denen wir den Besitz unseres Nächsten an uns bringen wollen, sei es mit Gewalt oder unter dem Anschein des Rechts wie mit falschen Gewichten, Maßen, Waren, Falschgeld, Wucher oder anderen Mitteln, die von Gott verboten sind. Dazu gehört auch jede Art von Geiz und die unnütze Verschwendung seiner Gaben (1Kor 5,10; 6,10; Lk 3,14; 1Thess 4,6; Spr 11,1; 16,11; Hes 45,9–10; Ps 15,55; 5Mose 25,13–15; Lk 6,35; Spr 5,16). 

111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot? 

Dass ich den Nutzen meines Nächsten, wo immer ich dazu beitragen kann, fördere und mich ihm gegenüber so verhalte, wie ich selbst gerne behandelt werden möchte und treu arbeite, damit ich dem Bedürftigen in seiner Not helfen kann (Mt 7,12; Eph 4,28).

112. Was will das neunte Gebot? 

Dass ich gegen niemanden als falscher Zeuge auftrete, niemandem die Worte im Munde herumdrehe, kein Verleumder und Lästerer bin und nicht dazu beitrage, dass jemand ungehört und leichtfertig verurteilt wird, sondern vielmehr jede Art von Lüge und Betrug als Werke des Teufels, die Gottes schweren Zorn nach sich ziehen, meide, vor Gericht und bei jeder anderen Gelegenheit die Wahrheit liebe, aufrichtig sage und bekenne und auch Ehre und Ansehen meines Nächsten so gut ich kann rette und fördere (Spr 19,5.9; 21,28; Ps 15,3; Röm 1,28.30; Mt 7,1–2; Lk 6,37; Joh 8,44; Spr 12,22; 13,5; 1Kor 13,6; Eph 4,25; 1Petr 4,8). 

113. Was will das zehnte Gebot? 

Dass auch die geringste Begierde oder böse Gedanken gegen irgendein Gebot Gottes niemals in unser Herz kommen, sondern dass wir durch und durch von ganzem Herzen aller Sünde feindlich gegenüberstehen und Lust zu aller Gerechtigkeit haben sollen (Röm 7,7–8). 

114. Können aber die, die zu Gott bekehrt sind, diese Gebote vollkommen halten? 

Nein, sondern auch die Allerheiligsten verfügen, solange sie in diesem Leben sind, nur über einen geringen Anfang dieses Gehorsams, allerdings so, dass sie mit ernsthaftem Vorsatz anfangen, nicht nur nach einigen, sondern nach allen Geboten Gottes zu leben (1Joh 1,8–10; Röm 7,14–15; Pred 7,20; Röm 7,22; Jak 2,10–11). 

115. Warum lässt uns Gott dann die Zehn Gebote so eindringlich predigen, obwohl sie in diesem Leben niemand halten kann? 

Erstens, damit wir unser ganzes Leben lang unsere sündige Art immer deutlicher erkennen und umso begieriger Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit in Christus suchen (1Joh 1,9; Ps 32,5; Röm 7,24–25). Zweitens, damit wir uns ohne Unterlass bemühen und Gott um die Gnade des Heiligen Geistes bitten, damit wir immer mehr zum Ebenbild Gottes erneuert werden, bis wir nach diesem Leben das Ziel der Vollkommenheit erreichen (1Kor 9,24–25; Phil 3,11–14). 

Vom Gebet

116. Warum brauchen Christen das Gebet? 

Weil es das vornehmste Stück der Dankbarkeit ist, die Gott von uns verlangt, und weil Gott seine Gnade und seinen Heiligen Geist nur denen geben will, die ihn mit Seufzen aus tiefsten Herzen ohne Unterlass darum bitten und ihm dafür danken (Ps 50,14–15; Mt 7,7–8; 13,12; Lk 11,9–10.13).

117. Was gehört zu einem Gebet, das Gott gefällt und von ihm erhört wird? 

Erstens, dass wir allein den einen wahren Gott, der sich uns in seinem Wort offenbart hat, wegen allem, worum wir nach seinem Befehl bitten sollen, von Herzen anrufen (Joh 4,22–24; Röm 8,26; 1Joh 5,14). Zweitens, dass wir unsere Not und unser Elend wirklich gründlich erkennen und uns vor dem Angesicht seiner Majestät demütigen (2Chron 20,12; Ps 2,11; Ps 34,19; Jes 66,2). Drittens, dass wir das feste Vertrauen haben, dass er unser Gebet, obwohl wir selbst unwürdig sind, doch um des Herrn Christus willen mit Sicherheit erhören will, wie er es uns in seinem Wort verheißen hat (Röm 10,14; Jak 1,6; Joh 14,13–16; Dan 9,17–18; Mt 7,8; Ps 143,1). 

118. Worum sollen wir Gott nach seinem Befehl bitten? 

Um alle Dinge, die wir geistlich und leiblich benötigen, die der Herr Christus in dem Gebet eingeschlossen hat, das er uns selbst beigebracht hat (Jak 1,17; Mt 6,33). 

119. Wie lautet dieses? 

Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen (Mt 6,9–13; Lk 11,2–4). 

120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“? 

Um gleich am Anfang unseres Gebets in uns die kindliche Furcht und Zuversicht Gott gegenüber zu erwecken, die die Grundlage unseres Gebets sein soll: dass nämlich Gott durch Christus unser Vater geworden ist und uns noch viel weniger versagen will, worum wir ihn im Glauben bitten, als unsere Väter uns irdische Dinge abschlagen (Mt 7,9–11; Lk 11,11–13). 

121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“? 

Damit wir uns von der himmlischen Majestät Gottes keine irdischen Vorstellungen machen und von seiner Allmacht alles erwarten, was Leib und Seele nötig haben (Jer 23,23–24; Apg 17,24–27; Röm 10,12).

122. Wie lautet die erste Bitte? 

Geheiligt werde dein Name. Das heißt: Gib uns erstens, dass wir dich recht erkennen und dich in allen deinen Werken, in denen deine Allmacht, Weisheit, Güte, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Wahrheit leuchtet, heiligen, rühmen und preisen. Gib uns zweitens, dass wir unser ganzes Leben in Gedanken, Worten und Taten darauf ausrichten, dass dein Name um unseretwillen nicht verlästert, sondern geehrt und gepriesen wird (Joh 17,3; Mt 16,17; Jak 1,5; Ps 119,105.137; Röm 11,22–23; Ps 71,8; Ps 115,1). 

123. Wie lautet die zweite Bitte? 

Dein Reich komme. Das heißt: Regiere uns so durch dein Wort und deinen Geist, dass wir uns dir immer mehr unterwerfen. Erhalte und mehre deine Kirche und zerstöre die Werke des Teufels und alle Gewalt, die sich gegen dich erhebt, und alle bösen Ratschläge, die gegen dein heiliges Wort erdacht werden, bis dein Reich in Vollkommenheit erscheint, in dem du alles in allem sein wirst (Ps 119,5; Ps 143,10; Mt 6,33; Ps 51,20; Ps 122,6–7; 1Joh 3,8; Röm 16,20; Offb 22,17.20; Röm 8,22–23; 1Kor 15,28). 

124. Wie lautet die dritte Bitte? 

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Das heißt: Schenke, dass wir und alle Menschen unserem Eigenwillen entsagen und deinem allein guten Willen ohne jeden Widerspruch gehorchen, so dass jeder seine Aufgabe und seine Berufung so willig und treu ausrichtet wie die Engel im Himmel (Mt 16,24; Tit 2,12; Lk 22,42; 1Kor 7,24; Ps 103,20–21). 

125. Wie lautet die vierte Bitte? 

Unser tägliches Brot gib uns heute. Das heißt: Versorge uns mit allem, was unser Körper braucht, damit wir dadurch erkennen, dass du die einzige Quelle alles Guten bist und dass ohne deinen Segen weder unsere Sorgen und unsere Arbeit noch deine Gaben uns etwas einbringen und wir entsprechend unser Vertrauen von allen Geschöpfen abwenden und allein auf dich setzen (Ps 104,27–28; Ps 145,15–16; Mt 6,25–26; Apg 14,17; 17,27–28; 1Kor 15,58; 5Mose 8,3; Ps 37,16–17; Ps 55,23; Ps 62,11).

126. Wie lautet die fünfte Bitte? 

Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Das heißt: Rechne uns armen Sündern alle unsere Sünden und auch das Böse, das uns noch immer anhängt, um des Blutes Christi willen nicht an, wie auch wir dieses Zeugnis deiner Gnade in uns finden, dass es unser ganzer Vorsatz ist, unserem Nächsten von Herzen zu verzeihen (Ps 51,1–5; Ps 143,2; 1Joh 2,1–2; Mt 6,14–15). 

127. Wie lautet die sechste Bitte? 

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Das heißt: Während wir aus uns selbst heraus so schwach sind, dass wir nicht einen Augenblick bestehen können und zusätzlich unsere erklärten Feinde, der Teufel, die Welt und unser eigenes Fleisch, nicht aufhören, uns anzufechten, so erhalte du uns doch und stärke uns durch die Kraft deines Heiligen Geistes, damit wir ihnen standhaft widerstehen und in diesem geistlichen Kampf nicht unterliegen, bis wir schließlich den vollkommenen Sieg davontragen (Joh 15,5; Ps 103,14–16; 1Petr 5,8; Eph 6,12; Joh 15,19; Röm 7,23; Gal 5,17; Mt 26,41; Mk 13,33; 1Thess 3,13; 5,23–24). 

128. Wie beendest du dieses Gebet? 

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Das heißt: Dies alles erbitten wir deshalb von dir, weil du als unser König und als der, der alle Dinge unter sich hat, uns alles Gute geben willst und kannst und damit dadurch nicht unser, sondern dein heiliger Name ewig gepriesen wird (Röm 10,11–12; 2Petr 2,9; Joh 14,13; Ps 115,1). 

129. Was bedeutet das Wort “Amen”?
Amen heißt: das soll wahr und sicher sein. Denn mein Gebet wird viel sicherer von Gott erhört, als ich überhaupt in meinem Herzen fühle, dass ich es begehre (2Kor 1,20; 2Tim 2,13).