„Ich stehe an der Tür und klopfe an“
März 28, 2023
Wofür lebst du?
April 4, 2023
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Der Gott allen Trostes

Kannst du gut leiden? Ich bin ein von Gott adoptiertes Kind, aber mir gelingt es nicht besonders gut. Ich bin mir sicher, dass auch du in diesem Bereich wachsen musst.

Als von Gott adoptierte Kinder leiden wir aus unterschiedlichen Gründen. Erstens: Wegen Adams Sünde begegnen wir in einer gefallenen Welt dem Leid. Gottes fürsorgliche Schläge sollen uns zur Buße vor Gott und zum Glauben an Jesus Christus treiben (vgl. Röm 2,1–58,18–39). Zweitens: Leiden sind oft ein Ergebnis unserer sündigen Gedanken, Begierden, Worte und Taten (vgl. 1Petr 4,12–19). Sünde hat immer Folgen. Und doch rufen uns Gottes Barmherzigkeit und Gnade zurück zum guten Hirten (vgl. 1Petr 2,18–251Joh 1,5–2,2). Drittens: Wir leiden auch als Zielscheibe für die Welt und den Teufel, weil wir mit Christus vereint sind.

Wenn wir leiden, aus welchen Gründen auch immer, empfinden wir Schmerz. So wie uns bei einem Schlag in die Magengrube die Luft aus den Lungen entweicht, scheint der Heilige Geist durch das Leid aus uns zu entweichen. Wir ringen um Luft. Was brauchen wir in dieser Situation? Wir brauchen den Gott allen Trostes, der uns festhält und tröstet, während der Geist uns neu macht. Gottes Trost mindert Sorge und Elend. Er stärkt uns und führt uns zur Buße, wenn es nötig ist.

Das Alte Testament legt eine Grundlage für unseren Trost. Auch wenn Salomo sagt, dass die Unterdrückten ohne Fürsprecher der Übermacht der Boshaften gegenüberstehen, so ist diese Nichtigkeit nicht das letzte Wort. Denn der Hirte kümmert sich um Gottes Kinder (vgl. Ps 235052657082119). Gottes Wort tröstet. Die Propheten sagen, dass Gott sein Volk nach seiner Züchtigung im Exil trösten wird (vgl. Jes 12,122,451,3+19; Sach 1,17). Die frohe Botschaft lautet, dass Gott seine Leute tröstet (vgl. Jes 40,1–5). Jesus erfüllt diese Verheißungen (vgl. 61,1–4), wie er es in seiner Predigt in der Synagoge in Nazareth verkündete (vgl. Lk 4,16–21). Gottes Trost ist in Jesus, dem Guten Hirten, vollständig (vgl. Joh 10,1–21).

Dieser Trost zeigt sich im Neuen Testament noch klarer. Man wird im ganzen Neuen Testament Trost finden, aber richten wir unseren Blick für den Moment auf Paulus‘ Worte in 2. Korinther 1. Gottes Trost ist im ganzen Brief ein Hauptthema. Paulus litt mehr als du und ich zusammen, und doch tröstete Gott ihn (vgl. 2Kor 4,7–126,3–1011,16–12,10). Lies einmal 2. Korinther 1,3–11. Paulus lobt Gott. Er konzentriert sich auf zwei Eigenschaften Gottes:

Erstens: Gott ist „der Vater der Barmherzigkeit“. Unser himmlischer Vater ist weichherzig und nicht hartherzig. Er überschüttet uns selbst inmitten von Leid und Schmerz mit Erbarmen. Das ist besser als seine wunderbare Selbstbeschreibung im Gespräch mit Mose am Sinai (vgl. 2Mose 34). Er gibt Brot, Fisch und Eier – ja sogar den Geist! – und nicht Steine, Schlangen und Skorpione (vgl. Mt 7,7–11;  Lk 11,9–11).

Zweitens: Er ist der „Gott allen Trostes“. Er tröstet uns in all unserer Bedrängnis. Er überschüttet uns nicht nur mit unverdienter Barmherzigkeit, sondern übergießt uns auch mit Trost. Er verfolgt damit zwei Ziele. Erstens: Er tröstet uns, damit wir im Gegenzug andere mit demselben Trost trösten können. So lieben wir unseren Nächsten wie uns selbst. Angesichts massiver Bedrängnisse und gleichzeitig liebevoll gemeinter Schläge besteht das zweite Ziel darin, Selbstvertrauen und Unabhängigkeit umzuwandeln in Vertrauen und Abhängigkeit von dem Gott der Auferstehung. So vertrauen wir Gott mit all unserem Sein im Tal des Todesschattens. Diese zwei Ziele – andere mit dem Trost des Vaters zu trösten und auf die übernatürliche Macht des Vaters zu vertrauen, der uns durch die Bedrängnis bringt – sollten uns eine Hilfe sein, wenn wir um Atem ringen, während der Geist uns erneuert.

Wenn uns Bedrängnis und die Härte der Vorsehung treffen und wenn wir uns fühlen, als hätte der Geist uns verlassen, was müssen wir dann tun? Wir müssen uns an die Verheißungen unseres tröstenden Vaters klammern, während der Geist uns tröstet (vgl. Apg 9,31). Der Vater ist weichherzig – was für ein Trost. Wir sind vor dem Thron der Gnade immer willkommen.

Eine Beobachtung zum Schluss: Paulus möchte, dass wir ihn nachahmen, wie er Jesus nachahmt (vgl. 1Kor 11,11Thess 1,6). Jesus ist der Mittler des Neuen Bundes. Er ist auch das Vorbild des treuen Dienstes am Neuen Bund (vgl. 1Petr 2,18–24). Jesus wendet die Barmherzigkeit und den Trost des Vaters durch den ausgegossenen Geist an. Jesus ist unser treuer und barmherziger Hohepriester (vgl. Hebr 2,14–18; Frage 55 im Größeren Westminster Katechismus). Er kann besser als jeder andere mit uns mitfühlen, weil er litt, inmitten dieser Leiden versucht wurde und trotzdem nicht sündigte (vgl. Hebr 4,14–16). Er lernte durch diese Leiden (vgl. Hebr 5,7–10). Wir müssen auf ihn als den Anfänger und Vollender des Glaubens schauen (vgl. Hebr 12,1–11). Er bringt uns zum Vater (vgl. Joh 17) und der Trost des Vaters ist ein Hauptsegen des Neuen Bundes.

Lieber Freund und Mitleidender: Lass uns unser Leid nicht verschwenden. Lass uns gut leiden. Lass uns wie Paulus leiden. Lass uns wie Jesus leiden. Warum? Damit wir nicht von uns selbst abhängen, sondern vom Vater der Barmherzigkeit, der die Toten auferweckt. Warum? Damit wir andere mit demselben Trost trösten können, den wir vom Vater empfangen haben. Lass uns dafür beten, dass wir lernen, zu seiner Ehre gut zu leiden.

Mögen wir diesen Segen empfangen:

„Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2Kor 13,14)

„Er selbst aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns geliebt und uns in seiner Gnade ewigen Trost und gute Hoffnung gegeben hat, tröste eure Herzen und stärke sie in jedem guten Werk und Wort!“ (2Thess 2,16–17)


Dieser Artikel wurde ursprünglich in der Zeitschrift Tabletalk veröffentlicht.

George C. Scipione
George C. Scipione
George Scipione war Professor für pastorale Seelsorge am Reformed Presbyterian Theological Seminary in Pittsburgh.