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Echtes Mitgefühl und LGBTQ-Hochzeiten

Echtes Mitgefühl im Gleichnis vom Verlorenen Sohn

Es gibt wahrscheinlich kein beliebteres Gleichnis als das vom verlorenen Sohn in Lukas 15,11–32. Es spricht universelle Fragen und Erfahrungen an. Wir alle spüren das gebrochene Herz des Vaters im Gleichnis, wenn wir die Traurigkeit und den Schmerz bedenken, die damit verbunden sind, wenn ein Kind oder ein Freund in die Irre gegangen ist und wenn man sich danach sehnt, dass unser geliebtes Kind oder unser lieber Freund in Buße und Glaube umkehrt. Wegen unserer eigenen Sünde können wir auch mit dem verlorenen Sohn mitfühlen. Wir sind wie er, wenn wir uns in dem Wissen von unserer Sünde abwenden und unserem himmlischen Vater zuwenden, dass er uns nicht widerwillig vergibt oder uns nur die Krümel vom Tisch bietet, sondern unsere Umkehr feiert. Darüber hinaus haben viele von uns Christen kennengelernt, die dem älteren Bruder im Gleichnis ähneln, die voller Abscheu auf bußfertige Sünder herabschauen, weil unser himmlischer Vater ihnen vergeben hat. Vielleicht haben wir manchmal sogar selbst wie der ältere Bruder gehandelt.

Es ist sehr gut, dass dieses Gleichnis so bekannt und beliebt ist – wegen seiner Einblicke in den Herzschlag Gottes für die Verlorenen als auch wegen der unterschiedlichen Reaktionen auf die Gnade Gottes. Gleichzeitig kann unsere Liebe zu diesem Gleichnis dazu führen, dass uns die ganze Fülle dessen entgeht, was der Herr Jesus Christus uns dadurch lehrt. Zusätzlich dazu kann unser guter und angemessener Wunsch, nicht wie der ältere Bruder zu handeln, uns für die Manipulation unserer Gefühle durch andere Menschen anfällig machen, die vielleicht von Mitgefühl für verlorene Sünder angetrieben sind, aber nicht sicherstellen, dass ihr Mitgefühl mit der Bibel übereinstimmt, indem es fest auf der unveränderbaren Wahrheit des ganzen Ratschlusses Gottes gegründet ist.

Um zu verstehen, was das Gleichnis vom verlorenen Sohn uns über das wahre Mitgefühl Gottes und über biblisch fundiertes Mitgefühl lehrt, zu dem er uns im Umgang mit Sündern beruft, müssen wir uns zunächst den unmittelbaren Kontext des Gleichnisses in Lukas 15,1–10 anschauen. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn ist das dritte Gleichnis in Folge, in dem es um verlorengegangene Dinge geht: das verlorene Schaf (Lk 15,4–7), die verlorene Münze (Lk 15,8–10) und der verlorene Sohn (Lk 15,11–32). Jesus erzählt diese Gleichnisse als Antwort darauf, dass die Schriftgelehrten und Pharisäer darüber schimpften, dass Jesus Sünder annahm und mit ihnen aß (vgl. Lk 15,1–2). Aus Jesu Hinweis auf die Freude, die im Himmel herrscht, wenn Buße getan wird, können wir die Schlussfolgerung ziehen, dass die Schriftgelehrten und Pharisäer das Ausmaß der Barmherzigkeit und Gnade Gottes nicht verstanden. Die Handlungen des Hirten im Gleichnis vom verlorenen Schaf und der Frau im Gleichnis von der verlorenen Münze bestätigen das. Gott nimmt Menschen an und freut sich über sie, die einst in ihren Sünden verloren waren, aber nun mit Christus vereint sind, indem sie sich von ihrer Sünde abgewandt und allein durch Gottes Gnade ihr Vertrauen auf Christus gesetzt haben. Jesus lehrt uns auch über das Mitgefühl und die Fürsorge Gottes, der alles Notwendige tun wird, um seine verlorenen Schafe zu finden, zu retten und in seinen Schafstall zu bringen, genau wie der Hirte und die Frau alles andere stehen- und liegenlassen, um das verlorene Schaf und die verlorene Münze zu finden (vgl. Lk 15,3–10). Gott freut sich, wenn Menschen Buße tun (vgl. Lk 15,7.10), und seine Freundlichkeit leitet uns zur Buße (vgl. Röm 2,4). Die Pharisäer und Schriftgelehrten lagen falsch, weil sie entweder nicht wollten, dass Sünder Buße tun, oder dass ihrer Denkweise zufolge Menschen, die über ungeheuerliche Sünden Buße tun, es nicht verdienen, genauso warmherzig, großzügig und feierlich von Gott willkommen geheißen zu werden, wie Menschen, die über weniger abscheuliche Übertretungen Buße tun.

Und das bringt uns zum Gleichnis vom verlorenen Sohn. Der jüngere Sohn ist ein Bild für Menschen, die schwerwiegend gegen den Herrn sündigen. Er bittet seinen Vater um das Erbe, bevor dieser gestorben war. Das war gleichbedeutend damit, seinem Vater zu sagen: „Ich wünschte, du wärst tot.“ Noch schlimmer: Der Sohn blieb nicht bei seiner Familie, als er sein Erbe bekam, sondern verließ sie, floh in ein weit entferntes Land, wo er sein ganzes Erbe mit „verschwenderischem Leben“ verprasste (Lk 15,13). Sein tiefer Fall wird zusätzlich dadurch veranschaulicht, dass er gezwungen war, Schweine zu füttern, als sein Geld weg war. Schweine waren für Juden unrein, und kein Jude würde in ihrer Nähe sein, geschweige denn sich um sich kümmern, es sei denn er wäre selbst schon abgrundtief unrein (vgl. Lk 15,11–16).

Der jüngere Sohn endete schließlich gedemütigt und aufgrund seiner Situation zerbrochen und zerknirscht. Er beschloss, nach Hause zu gehen und seinem Vater seine Sünde zu bekennen. Der jüngere Sohn war bußfertig – überführt von seiner Sünde und seinem Elend und voller Eifer, die Barmherzigkeit und Vergebung seines Vaters zu suchen. Er dachte, dass sein Vater ihn als einfachen Diener aufnehmen würde und nicht als seinen geliebten Sohn. Stattdessen veranstaltete der Vater ein Fest für seinen Sohn, gab ihm das beste Gewand und einen Ring und bereitete das teuerste Essen vor. Er scheute keine Kosten, um die Heimkehr seines Sohnes zu feiern (vgl. Lk 15,17–24). Die Lektion ist an dieser Stelle ebenfalls klar – Gottes Gnade und Barmherzigkeit sind so überreich, dass er es feiert, wenn Sünder in Buße zu ihm zurückkehren. R.C. Sproul kommentierte dieses Gleichnis folgendermaßen: „Dieser Sohn, der seinen Vater entehrt hatte und nun in schmutzige Lumpen gehüllt nach Hause kam, wurde von seinem Vater begrüßt, der ihm um den Hals fiel und ihn küsste. Das tut Gott bei jedem Sünder, der Buße tut. Er läuft auf dich zu, umarmt dich und küsst dich in deinem Dreck. So tickt Gott.“ Der Vater hegt keinen Groll gegen seinen Sohn, wenn er Buße tut und nach Hause zurückkehrt.

Wenn wir jedoch nicht aufmerksam sind, wird uns entgehen, was der Vater im Gleichnis nicht tut. Er geht nicht mit seinem Sohn in das weit entfernte Land. Der Vater ermutigt seinen Sohn nicht in seiner Sünde und er finanziert nicht die sündigen Taten seines Sohnes. In seiner Rebellion bricht der Sohn die Beziehung zu seinem Vater ab und in seinem Mitgefühl will der Vater seinen Sohn zurück. Das Gleichnis zeichnet das Bild eines Vaters, der nicht mit seinem Sohn in das weit entfernte Land geht, und doch bereit ist, ihn zu empfangen, wenn er von seiner Ausschweifung umkehrt und nach Hause zurückkehrt. Der Vater wartet sozusagen vor seinem Haus, hält Ausschau und hofft, dass sein Sohn zurückkehrt. Er sehnt sich so sehr nach dieser Rückkehr, dass er schon von weitem sehen kann, wie sein Sohn zu ihm zurückkehrt (vgl. Lk 15,20). Er erkannte seinen Sohn und war seinetwegen „innerlich bewegt“, heißt es in dem Gleichnis. Dieses Mitgefühl war eine Bereitschaft, einen bußfertigen Sohn zu empfangen, und gleichzeitig eine Weigerung, die abscheuliche Sünde seines Sohnes zu fördern, stiller Zeuge davon zu sein, sie zu feiern oder zu finanzieren. Wenn wir Nachahmer Gottes sein sollen, was laut den Anweisungen Paulus’ in Epheser 5,1 der Fall ist, dann ist die Lektion sehr klar: Wir sollen bereit sein, jeden Bußfertigen aufzunehmen, aber wir sollen keineswegs die Sünde dieses Menschen fördern, stiller Zeuge davon sein, sie feiern oder finanzieren. Wenn unsere Weigerung, das zu tun, dazu führt, dass sie die Beziehung abbrechen, dann liegt die Schuld bei ihnen, nicht bei uns. Christen sollen Gott mehr gehorchen als den Menschen (vgl. Apg 5,29). Eine Bereitschaft, einen eigensinnigen Sünder zu lieben und anzunehmen, bedeutet nicht, ihren sündigen Eigensinn, Lebensstil oder ihre Entscheidungen zu bestätigen oder gutzuheißen, um eine gute Beziehung zu ihnen aufrechtzuerhalten. Als Christen sollen wir die gnädigsten und mitfühlendsten Menschen sein, die die Welt kennt, indem wir für Sünder beten, sich durch die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus von ihren Wegen abzuwenden. Doch das Wort Gottes ist klar, dass wir nichts tun sollen, was ein Gutheißen der Sünde zeigen könnte, um unsere Beziehung zu unseren Lieben aufrechtzuerhalten, denn „[die Liebe] freut sich nicht über Ungerechtigkeit; sondern sie freut sich mit der Wahrheit“ (1Kor 13,6).

Im letzten Teil des Gleichnisses geht es darum, wie der ältere Bruder des verlorenen Sohnes reagiert, der es seinem Vater verübelt, dass er die Rückkehr seines Sohnes feiert. Der ältere Bruder hatte sein Erbe nicht vorzeitig gefordert, oder es für ungeheuerliche Ausschweifungen verwendet. Er dachte, sein Bruder bekäme etwas, das er als treuer Sohn verdient hatte. Und somit weigerte sich der ältere Bruder, sich der Willkommensfeier seines Vaters für seinen Bruder anzuschließen und entschied sich stattdessen, seinen Vater der Ungleichbehandlung anzuklagen. Die Einstellung des älteren Bruders, die sehr der Einstellung der Pharisäer und Schriftgelehrten ähnelte, denen Jesus dieses Gleichnis zuerst erzählte, zeigte einen Hass auf den Vater, der sich hinter einer Maske aus äußerer Frömmigkeit versteckte. Der Vater reagierte darauf und erklärte, dass das Herz des älteren Bruders nicht stimmte. Während der verlorene Sohn weg war und sogar nach dessen Rückkehr standem dem älteren Bruder all die guten Dinge seines Vaters zur Verfügung. Die Annahme seines bußfertigen Sohnes bedeutete nicht, dass der ältere Sohn leer ausgehen würde (vgl. Lk 15,25–32). Die Lektion ist sonnenklar: Gottes Gnade und Barmherzigkeit reichen aus, eigensinnige Sünder aufzunehmen, ohne denen etwas wegzunehmen, die vergleichsweise treuer gewesen sind (siehe Mt 20,1–16). Der ältere Sohn hätte das eigentlich wissen und den Vater gut genug kennen sollen, um zu verstehen, dass diese Feier die richtige Reaktion auf Buße darstellt. Die Reaktion des älteren Bruders lässt daran zweifeln, ob er seinen Vater wirklich gut gekannt hat, und somit auch daran, wie gut die Pharisäer und Schriftgelehrten Gott kannten. Wir sollen nicht wie der ältere Bruder sein, sondern sogar dann feiern, wenn der abscheulichste Sünder in Glaube und Buße zu Gott umkehrt.

Das Problem des älteren Bruders war nicht, dass er die in der Vergangenheit begangenen Sünden seines Bruders missbilligte. Jesus deutet nicht an, dass es eine angemessene Reaktion des älteren Bruders gewesen wäre, die Sünde seines jüngeren Bruders gutzuheißen. Das Problem des älteren Bruders war nicht, dass er es für falsch hielt, Dinge zu tun, die man als Gutheißen der Sünde verstehen könnte. Stattdessen war sein Problem, dass er sich weigerte, seinen Bruder voller Freude wieder aufzunehmen, als er Buße tat.

Echtes Mitgefühl bei Jesus

Aus der Auslegung von Lukas 15,11–32 geht hervor, dass Gott voller Mitgefühl und Gnade ist, und dass er die Buße verlorener Sünder feiert, die sich im Glauben an Jesus Christus an ihn wenden. Gottes Mitgefühl für verlorene Sünder gründet sowohl in seiner Barmherzigkeit als auch in seiner Gerechtigkeit. In seiner souveränen Vorsehung lässt er Sünder ihre eigenen Wege gehen, manchmal gibt er sie in ihre Sünde hin. Aber niemals tut er irgendetwas, das irgendwie ein Gutheißen von Sünde bedeutet. Jesus aß mit Sündern, aber niemals ermutigte er sie, zu sündigen. Nie freute er sich über ihre Sünde. Jesus war ein Freund der Sünder mit echtem Mitgefühl für sie, und genau deswegen rief er sie dazu auf, Buße zu tun und zu glauben.

Barmherzigkeit und Recht, Liebe und Gerechtigkeit existieren in Gottes Umgang mit Sündern kompromisslos nebeneinander, und das wird auf herrliche Weise bei Jesus sichtbar. In den Evangelien pflegte er gerne Beziehungen zu Sündern, aber es gab immer eine scharfe Trennlinie: Niemals nahm er Teil an ihrer Sünde, war stiller Zeuge ihrer Sünde, oder tat irgendetwas, das ein Gutheißen ihrer Sünde zeigen würde – nicht einmal stillschweigendes Gutheißen. Er aß mit dem Steuereintreiber Levi, und damals wussten alle, dass Steuereintreiber die Steuerzahler beraubten. Aber er aß erst dann mit Levi, nachdem dieser alles verlassen hat, um ihm zu folgen, erst nachdem Levi Buße getan hatte (vgl. Lk 5,27–32). Er nahm die Anbetung einer sündigen Frau an, weil er ihre Sünden vergab, und nicht weil sie ihn in einem Zustand der Unbußfertigkeit anbetete (vgl. Lk 7,36–50). Er feierte im Haus von Zachäus, einem weiteren Steuereintreiber, nicht weil er ihn in seiner Sünde bestätigte, sondern weil Zachäus bußfertig war, was man an seiner Bereitschaft erkennt, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um Jesus zu sehen, sowie in seinem späteren Entschluss, das Gestohlene vierfach zu erstatten (vgl. Lk 19,1–10).

Jesus zeigte sogar Mitgefühl mit einigen der Pharisäer, denen oft einige seiner strengsten Gerichtsworte vorbehalten waren. Er wies Nikodemus nicht ab, sondern unterhielt sich bereitwillig mit ihm, als dieser nachts zu ihm kam (vgl. Joh 3,1–15). Aber als die Pharisäer Jesus und seine Jünger unter Druck setzten, die außerbiblischen Überlieferungen einzuhalten, folgte er ihnen nicht. Das hätte signalisiert, man könne menschliche Überlieferungen über Gottes Wort erheben (vgl. Mk 7,1–13). Hätte Jesus einem solchen Druck nachgegeben, wäre es ein Zeichen dafür, dass er Sünde guthieß (vgl. Mt 15,1–19). Das ist wahres Pharisäertum – ein verbissenes Festhalten an von Menschen gemachten Überlieferungen, die über Gottes autoritatives Wort hinausgehen oder ihm sogar widersprechen, und andere auf Grundlage dieser Überlieferungen zu verurteilen. Es ist nicht pharisäisch, wenn man es meidet, an „den unfruchtbaren Werken der Finsternis“ teilzuhaben (Eph 5,11) oder wenn man sich weigert, sich denen anzuschließen, die den Herrn nicht fürchten (siehe Spr 24,21). In 1. Petrus 4,1–5 werden wir direkt von Gott angewiesen, bei Sünde nicht mitzumachen, sie gutzuheißen, oder stiller Zeuge davon zu sein. Paulus sagt uns auch, dass die Menschen überrascht sein werden, wenn wir Gott gehorchen und dass sie uns vielleicht sogar verleumden, weil sie die Dinge Gottes nicht verstehen oder akzeptieren (vgl. 1Kor 2,14–16). Wir sollen uns „von aller Art des Bösen“ fernhalten und sogar den Anschein des Bösen meiden (vgl. 1Thes 5,22). Uns kann ein enormer Druck begegnen, nachzugeben, um wenigstens stiller Zeuge zu sein. Aber wir werden dazu aufgerufen, standhaft zu bleiben (vgl. Spr 1,8–10; 1Kor 16,13).

Jesus ließ sich nicht von seiner vollkommenen Gerechtigkeit davon abhalten, Beziehungen mit Sündern einzugehen. Aber er ließ auch nicht zu, dass sein Wunsch, diese Beziehungen aufrechtzuerhalten, ihn unter Druck setzte, etwas zu tun, das man als Gutheißen von Sünde verstehen könnte. Das sollte uns nicht überraschen, weil er das vollkommene Ebenbild des unsichtbaren Gottes und somit der Fleisch gewordene Ausdruck des Charakters Gottes ist (vgl. Kol 1,15). Gott hat Mitgefühl mit verlorenen Sündern und sendet seinen eingeborenen Sohn, um Sünder zu retten (vgl. Joh 3,16). Aber die Sünder, die Gott rettet, sind bußfertige Sünder, und nicht solche, die durch ihre Worte und Taten das Gute böse und das Böse gut nennen (vgl. Jes 5,20). Jesus ist das Lamm, das geschlachtet wurde, um bußfertige Sünder zu retten, aber er ist auch das Lamm, das überwindet und aller Gottlosigkeit ein Ende setzt (vgl. Offb 5,6–10; 17,14) und nicht zulassen wird, dass irgendetwas Unreines, Falsches oder Abscheuliches in seine Herrlichkeit eingeht (vgl. Offb 21,27).

Gott ist nicht der Urheber von Verwirrung (vgl. 1Kor 14,33). In seinem großen Mitgefühl tut er nichts, was darauf hindeutet, dass er Sünde gutheißt. Wenn er das tun würde, dann würde Verwirrung darüber herrschen, ob er heilig ist und ob er unsere Buße und unseren Glauben fordert, um in einer richtigen Beziehung mit uns zu sein. Und Gott sei Dank, der uns souverän in eine richtige Beziehung mit sich selbst bringt – allein aus Gnade, allein durch Glauben, allein durch Christus – was zu einem Leben in guten Werken führt (Eph 2,8-10). Daher leben wir im Licht, wie auch er im Licht ist (vgl. 1Joh 1,5–7).

Echtes Mitgefühl zeigen

Das hat praktische Konsequenzen für eine Frage, die sich vielen von uns stellt: Kann ein Christ einer „Trau“-Zeremonie für ein homosexuelles oder Transgender-Paar beiwohnen? Manche haben vorgeschlagen, dass ein Christ unter gewissen Umständen einer solchen Zeremonie beiwohnen kann, solange der Christ dem Paar sein Missfallen über deren Lebensstil bekundet und ihnen gesagt hat, dass es Sünde ist. Manche meinen, dass der Christ, wenn er mit dem Paar sehr klar über die biblische Sexualethik gesprochen hat, die „Hochzeit“ besuchen darf und sogar ein Hochzeitsgeschenk überreichen soll. Dieser Vorschlag, einer solchen Zeremonie beizuwohnen, wird manchmal als differenzierte Antwort auf eine komplexe Frage dargestellt. Und manchmal wird damit ausgesagt, dass jeder, der ein Problem damit hat, aus einer verurteilenden, pharisäischen und fundamentalistischen Denkweise heraus handeln würde, die der Denkweise des älteren Bruders im Gleichnis vom verlorenen Sohn ähnelt. Jene, die glauben, es sei für einen Christen niemals angemessen, auf eine LGBTQ-Hochzeit zu gehen, würden den Menschen eigentlich verdammen anstatt Mitgefühl mit ihm zu zeigen.

Die uns vorliegende Frage erfordert jedoch keinesfalls eine differenzierte Antwort, wenn wir ein angemessenes Verständnis dafür haben, was die Ehe ist, was eine Trau-Zeremonie bedeutet, und wie Christen in allen Umständen wahres Mitgefühl zeigen sollen. Die Ehe wurde bei der Schöpfung von Gott als lebenslange Einheit von einem Mann und einer Frau eingesetzt (vgl. 1Mo 2,24–25). Eine Trauzeremonie ist dafür da, diese Einheit öffentlich vor Trauzeugen zu verkündigen. Jeder, der eine Hochzeit besucht, ist Zeuge der Einheit des Bundes, der vor Gott und Menschen geschlossen wurde und somit auch ein Befürworter davon. Der Zweck von Zeugen bei einer Trauung besteht darin, den Ehebund zu bezeugen, der geschlossen wird. Schon die Anwesenheit von Zeugen an sich ist zwangsläufig ein Signal dafür, dass die Einheit wünschenswert ist und mit den klaren Vorschriften aus Gottes unveränderlichem und autoritativem Wort übereinstimmt. Wir dürfen nicht vergessen, dass Zeugen anwesend sind, um die Ehe zu bestätigen und das Paar bezüglich ihres Gelübdes in die Verantwortung zu nehmen. Die Zeugen sind nicht nur als Überbringer von Glückwünschen anwesend oder um dem Paar ihre Liebe zu zeigen. Viele treue Pastoren erinnern bei der Durchführung von Trauungen die Braut, den Bräutigam und die Anwesenden oft an den Zweck und die Bedeutung davon, dass es Zeugen für das Gelübde des Bundes gibt, der bei der Trauzeremonie abgelegt wird. Deshalb machen viele traditionelle Trauzeremonien klar, dass die Besucher die Ehe gutheißen, wenn der Pastor fragt, ob irgendeiner der Anwesenden irgendwelche vernünftigen Einwände gegen die Rechtmäßigkeit der Einheit hat und irgendwelche Gründe sieht, warum der Mann und die Frau nicht verheiratet werden sollten. Wenn ein Mensch keine Einwände hat, dann signalisiert er, dass er keine rechtmäßigen Gründe kennt, warum die Vereinigung nicht stattfinden sollte. Ob der Besucher im Vorfeld sein Missfallen gegenüber dem LGBTQ-Lebensstil geäußert hat, ist nebensächlich. Seine Anwesenheit zählt.

Darüber hinaus geht aus Römer 1 klar hervor, dass Homosexualität und ein unbußfertiges Leugnen des eigenen biologischen Geschlechts besonders abscheuliche Sünden sind. Es sind Dinge, die im Gegensatz zum Wesen der Realität stehen. Sie leugnen, was Gott uns in der Schrift und auch in der Schöpfungsordnung mitgeteilt hat – nämlich dass der Mann für die Frau und die Frau für den Mann gemacht sind. Diese Sünden sind natürlich keine unverzeihlichen Sünden. Es gibt für jeden Vergebung, der sich von solchen Sünden abwendet und Christus allein durch Glauben annimmt. Aber weil sie eine selbstherrliche Ablehnung der natürlichen Ordnung sind, sind sie eine selbstherrliche Ablehnung des Gottes, der diese Ordnung eingesetzt hat. Wenn man eine „Trau“-Zeremonie vollzieht, um eine solche Einheit zu feiern, dann macht es aus einer selbstherrlichen Sünde eine besonders himmelschreiende Selbstherrlichkeit.

Ein Christ kann daher keinesfalls einer solchen Zeremonie beiwohnen, geschweige denn dem Paar ein Geschenk zu einem solchen Anlass überreichen, ganz egal wie gut die Absichten des Christen dabei sind. Diejenigen, die vorschlagen, ein Christ könne und solle einer solchen illegitimen, sündigen „Trauung“ beiwohnen, schlagen damit vor, dass der Besuch der Hochzeit eines Freundes oder eines Angehörigen eine Frage des Mitgefühls ist, damit wir als Christen nicht verurteilend rüberkommen, und dass er manchmal notwendig ist, um die Beziehung zu retten. Wahres Mitgefühl billigt Sünde jedoch nicht, oder erweckt auch nur den geringsten Anschein, Sünde zu billigen. Es ist niemals Mitgefühl, genau die Sünden zu billigen, stiller Zeuge davon zu sein, oder sie zu feiern, die der Grund für die ewige Verdammnis derer sind, die sich weigern, Buße zu tun. Tatsächlich ist es eine größere Liebestat, wenn man eine solche Zeremonie nicht besucht. Sie zeigt dem Paar, dass wir Gott wirklich über alles lieben und bereit sind, es dann zu zeigen, wenn andere von uns Kompromissbereitschaft verlangen. Das erste und größte Gebot lautet, Gott von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Verstand und aller Kraft zu lieben (vgl. Mt 22,34–38). Echte Nächstenliebe ist notwendig (vgl. Mt 22,39–40), aber sie entsteht aus einer echten Liebe zu Gott. Und echte Liebe zu Gott bedeutet, Sünde zu hassen und Taten zu hassen, die Sünde billigen. Wenn man um einer Beziehung willen an Sünde teilnimmt, sie feiert oder stiller Zeuge davon ist, dann liebt man diese Beziehung mehr als man Gott liebt. Es zeigt anderen, dass Gott nicht liebenswert und herrlich genug ist, um unser größter Schatz zu sein. Die Teilnahme an einer LGBTQ-„Trau“-Zeremonie richtet den Blick des Paares weg von Gott als dem Einzigen, der uns völlig erfüllt, und ist damit ein Akt des Hasses diesem Paar gegenüber. Sie liefert ihnen mehr Gründe, zu rechtfertigen, warum sie ihn nicht über alles lieben und sich nicht von ihrer Sünde abwenden. Sie erlaubt ihnen, den Weg zur Hölle weiterzugehen. Christen sollten Sünder zu sehr lieben, um so zu handeln. Christen sollten Sünder genug lieben, um deren Ablehnung zu riskieren, als irgendetwas zu tun, das sie ermutigen würde, für alle Ewigkeit von Gott entfremdet und hoffnungslos zu sein.

Darüber hinaus ist die Weigerung eines Christen, eine LGBTQ Hochzeit zu besuchen, nicht gleichbedeutend damit, die Beziehung zum Paar abzubrechen. Christen sind nicht dazu berufen, unbußfertige Sünder zu meiden, und es wird ihnen auch nicht verboten, ihre Liebe auf andere Weise zu zeigen. Jesus tat das nicht. Er sprach mit den Pharisäern, obwohl sie ihn regelmäßig ablehnten. Es gibt unzählbare Möglichkeiten, wie wir am Leben von unbußfertigen Sündern teilhaben und danach streben können, ihnen das Evangelium zu bringen. Eine Geburtstagsfeier feiert beispielsweise keine sündige Vereinigung, sondern bringt Dankbarkeit für den Gefeierten zum Ausdruck. Es ist also nicht falsch, zum Geburtstag eines Menschen zu gehen, der einen LGBTQ-Lebensstil führt. Feierlichkeiten wie Abschlussfeiern oder Feiern zum Renteneintritt, die Meilensteine im Leben markieren, sind ebenfalls keine formellen Feierlichkeiten sündiger Vereinigung. Christen können gemeinsam mit unbußfertigen Sündern essen. Tatsächlich sollten wir als Christen alles in unserer Macht stehende tun, um unbußfertigen Sündern Liebe und Freundlichkeit zu erweisen, solange das kein Gutheißen oder den Anschein von Gutheißen von Sünde darstellt. Apostel Paulus lehrte ebenfalls, dass Christen in der Gemeinde nicht alle Verbindungen zu den „Unzüchtigen dieser Welt“ abbrechen sollen (1Kor 5,9–10). Stattdessen war Paulus ebenfalls bereit, „allen alles [zu werden], damit ich auf alle Weise einige rette“ (1Kor 9,22). Warum tat Paulus das? „Um des Evangeliums willen, um an ihm Anteil zu bekommen.“ Und doch war Paulus nicht bereit, Kompromisse einzugehen oder an ihren Werken der Finsternis Anteil zu haben, wie er im Epheserbrief schreibt: „Und habt nichts gemein mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern stellt sie vielmehr bloß!“ (Eph 5,11). Dieses Gebot wird von Christen verlangen, gewisse Einladungen zu Events und Gesellschaften abzulehnen, die Sünde feiern, sie verfechten oder gutheißen. Viele Christen sind diesen Prinzipien gefolgt und haben uns noble Vorbilder der Treue geliefert, denen wir folgen sollen. Christliche Bäcker, Floristen und andere, die sich geweigert haben, ihre Gaben einzusetzen, um LGBTQ-„Trau“-Zeremonien zu unterstützen, haben ihre Existenzgrundlage verloren und sind vor Gericht geschleppt worden. Sie haben Morddrohungen erduldet und sind als böse bezeichnet worden, einfach weil sie danach gestrebt haben, Christus treu zu sein. Wir verraten sie und den Gott, dem sie dienen, wenn wir sagen, es sei manchmal akzeptabel, und sogar richtig, eine LGBTQ-„Hochzeit“ zu besuchen.

Christen im ersten Jahrhundert waren enormem Druck ausgesetzt, an heidnischen Zeremonien teilzunehmen. Sie wurden bei fast jedem öffentlichen Ereignis durchgeführt, sodass Christen oft als asozial gesehen wurden, weil sie ihre Teilnahme verweigerten. Darüber hinaus nahmen Handelsgilden bei diesen Zeremonien teil, sodass Christen den Verlust ihrer Arbeitsplätze riskierten. Es war für sie nicht genug, ihren Kollegen mitzuteilen, dass sie die Zeremonien nicht billigten, und sie dann trotzdem zu besuchen. Sie mussten sich diesen Zeremonien vollständig entziehen, weil ihre Teilnahme eine Botschaft ausgesandt hätte – das Gutheißen von Götzendienst und Dämonenverehrung (vgl. 1Kor 10,1–22). Heutzutage stehen wir mit dem Besuch von LGBTQ-Hochzeiten vor einer ähnlichen Situation. Einfach nur teilzunehmen ist gleichbedeutend mit der Teilnahme an einer Zeremonie, die Lügen darüber verbreitet, was die Ehe ist, sowie darüber, ob Gott sie gutheißt. Bestenfalls ist die mündliche Nichtzustimmung zu der Handlung bei gleichzeitiger Teilnahme an der Zeremonie eine verwirrende Botschaft, dass Gott diese Ehe sowohl gutheißt als auch missbilligt. Das ist kein Akt des Mitgefühls. Es ist die Förderung einer Lüge und somit das Gegenteil von wahrem Mitgefühl. Wenn wir uns weigern, eine solche Lüge zu unterstützen, werden wir geschmäht, gehasst und als verurteilend bezeichnet werden. Das ist schon immer so gewesen. Johannes der Täufer weigerte sich, eine illegitime Ehe zu billigen und wurde dafür geköpft (vgl. Mk 6,14–29). Wir verlieren vielleicht nicht unser Leben, aber wir werden mit Sicherheit Hass ertragen müssen, dass wir nicht an einer LGBTQ-„Hochzeit“ teilnehmen. Aber Jesus sagte uns, dass die Welt uns für unsere Treue zu ihm hassen würde (vgl. Mt 10,22; Lk 21,17; Joh 15,19; 17,14). Es ist von entscheidender Wichtigkeit, dass wir gesundes Urteilsvermögen haben, wenn wir versucht werden zu denken, dass es das Liebevollste wäre, wenn wir den Forderungen jener nachgeben, die Liebe als unser stilles Zeugnis oder als Feiern ihrer Sünde definieren wollen. Wir müssen sorgfältig darüber nachdenken, wozu uns der Herr beruft (vgl. Eph 5,10).

Christen, die darauf bestehen, dass wir einer LGBTQ-„Trau“-Zeremonie nicht beiwohnen sollen, sind nicht wie der ältere Bruder, der sich nicht die Buße von Sündern wünscht, und die sich dann weigern mitzufeiern, falls und wenn Sünder umkehren. Christen sollen den Vater im Gleichnis nachahmen, der immer bereit bleibt, einen Sünder aufzunehmen, der von seinen Wegen umkehrt, jedoch nicht mit ihm in dieses weit entfernte Land geht. Die Teilnahme an einer LGBTQ-„Hochzeit“ und das Kaufen eines Geschenks sind Handlungen, die auf gewisse Weise anderen Teilnehmern unser Gutheißen der Vereinigung kommunizieren.

Christen sollten die freundlichsten und mitfühlendsten Menschen sein, mit denen Homosexuelle und Menschen, die sich als Transgender identifizieren, zu tun haben. Echte Freundlichkeit und echte Treue zu unserem Herrn Jesus Christus gestatten uns jedoch nicht, eine Hingabe zu schlimmen Sünden zu feiern. Ein treuer Christ kann eine Feier nicht besuchen oder gutheißen, die eine Institution verspottet, die von Gott eingesetzt wurde, und zwar für einen Mann und eine Frau. Wenn wir die Einladung für eine Hochzeit ablehnen, dann müssen wir es sanftmütig, aber bestimmt tun. Die Person sieht darin vielleicht ein Zeichen unseres Hasses und einen Abbruch der Beziehung, aber wenn das geschieht, ist es nicht unser Fehler. Wir können ihnen unsere Bereitschaft zum Ausdruck bringen, auf vielerlei Weise an ihrem Leben Anteil zu nehmen, aber wir dürfen nicht zulassen, dass der Druck durch unsere Kultur oder der Druck unserer Freunde und Angehörigen uns dazu bringt, an etwas teilzunehmen, was Gott verbietet. Wir stehen nicht vor der Wahl „Mitgefühl oder Verurteilung“. Die Wahl lautet: „Mitgefühl oder Kompromiss“. Inmitten einer sich beständig verändernden Kultur bedeutet echte Liebe und echtes Mitgefühl für unsere Freunde und Angehörige, fest auf der unveränderlichen Wahrheit des Wortes Gottes zu stehen. Kompromisse im Namen von Mitgefühl – genauso hat sich im Laufe der Geschichte der Liberalismus in die Gemeinde eingeschlichen. Aber Mitgefühl, das in der Wahrheit gegründet ist, beständig und wahrheitsgemäß gelebt wird und durch die Wahrheit des Evangeliums Jesu Christi zum Ausdruck gebracht wird, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, führt durch Gottes Gnade zur Rettung der Auserwählten Gottes aus allen Stämmen, allen Völkern und allen Nationen, zur Ehre Gottes, und zwar allein zu seiner Ehre.


Dieser Artikel wurde ursprünglich auf der Homepage von Ligonier veröffentlicht.

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